"Ich glaube, dass wir mit einem Partner alle unsere Schwächen abbauen können und unsere Stärken im Verbund richtig einsetzen können" , sagte AUA-Vorstand Andreas Bierwirth bei der Präsentation des neuen Premium Services in der Business-Class auf den Flügen in den Nahen Osten und nach Zentralasien. Daher sei er sehr erleichtert, dass die Politik einen Privatisierungsauftrag geben wird.
Drängen auf rasche Partnerwahl
"Entweder wir blieben allein, das hätte eine erhebliche Redimensionierung zur Folge, oder wir bleiben ein Netzwerkcarrier mit Zugang zu den Ressourcen eines großen Partners" , umriss Bierwirth die Möglichkeiten. Mit einem Partner könne das Streckennetz sogar ausgebaut werden. Daher drängt auch er auf eine rasche Partnerwahl, denn ein weiterer Alleingang mit Standort Wien würde den Entfall von Langstrecken und eine Halbierung der AUA bedeuten.
In diesem Fall würden auch etliche Oststrecken gestrichen, die mit Transfer-passagieren aus der AUA-Langstrecke gespeist werden, entwirft Bierwirth ein düsteres Bild. Eine Redimensionierung würde nicht auf einen Schlag, sondern stufenweise erfolgen. Wer der neue Partner sein soll, darauf wollte sich der AUA-Vorstand nicht festlegen. Lufthansa sowie Air France-KLM seien aber eindeutig die Favoriten.
Die primären Verlustquellen sieht Bierwirth, der seit April im AUA-Vorstand sitzt und davor bei der Lufthansa-Tochter Germanwings war, im Vertrieb und in der Flottenstruktur. Synergien könnten gemeinsam mit einem Partner bei der IT, der Reservierung und bei den Konditionen mit dem Flughafen gehoben werden.
Probleme bereite auch der Interkontinentalverkehr in die USA, wo der AUA kritische Masse fehle. Die AUA könne keine ausreichende Nachfrage im Firmengeschäft generieren, da sie nur einmal täglich Destinationen wie New York anfliege, während Lufthansa oder Air France mehrere tägliche Verbindungen bieten. Neu sei dieses Problem aber nicht, gibt Bierwirth zu.
Bierwirth macht SkyEurope und den Wiener Flughafen zum großen Teil mitverantwortlich für die Misere der AUA. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sagt Bierwirth das Ende von SkyEurope vorher, weil diese in Wien kein Geld verdiene. SkyEurope habe eine Streckenstruktur, mit der man kein Geld verdienen könne. "Die Pest ist nur, dass die in Wien sitzen" , so der AUA-Vorstand wörtlich. "Entweder die gehen von Wien weg, oder sie gehen pleite" , spekuliert Bierwith.
Starke Konkurrenz
Der slowakische Billigflieger, der seit Frühjahr 2007 ab Wien fliegt, konkurrenziert die AUA auf Strecken Richtung Osteuropa. Aufgrund von Kampfpreisen auf diesen Strecken werde SkyEurope allein heuer der AUA 30 bis 40 Mio. Euro kosten. Seit ihrem Wien-Debüt seien es 60 bis 70 Mio. Euro gewesen. Ohne die slowakische Konkurrenz hätte die AUA weiterhin ohne Partner mit einer Stand-alone-Variante auskommen können.
Mit schuld an der misslichen Lage sei dabei auch der Flughafen, weil er mit Marketingbeiträgen Billigairlines bewusst nach Wien lotse. Es sei notwendig, mit dem Flughafen eine neue Kooperationsbasis auszuhandeln; der Flughafen solle seinerseits seine Wachstumsstrategie überdenken.
Egal welchen neuen Partner die AUA bekomme, werden die Hubs Wien, Paris, Amsterdam, Zürich und München miteinander konkurrieren. Es liege am Flughafen, einem potenziellen neuen Partner mit guten Konditionen entgegenzukommen, damit dieser zusätzliche Flieger in Wien stationiere.
Mit ihrem neuen Premium Service in den Nahen Osten will die AUA auch auf Mittelstreckenflügen in der Business-Class Langstreckenservice bieten. Dazu gehören neue Sitze, ein neues Bord-Entertainment-System sowie orientalische und österreichische Spezialitäten von Do&Co. Er wolle das Seine dazu beitragen, dass die AUA erhalten bleibe, sagte Do&Co-Chef Attila Dogudan - allerdings nur kulinarisch. (Claudia Ruff aus Damaskus, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.8.2008)