Stillstand bei der Boeing-777-Produktion wegen fehlender Innenteile.

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Chicago/Seattle - Die durch steigende Kerosinpreise verschärfte Krise der US-Luftfahrtindustrie und überraschende Verzögerungen bei der Produktion existierender Jetmodelle bringen Airbus und Boeing erneut unter Druck.

Dem europäischen Flugzeugbauer droht der Verlust eines Milliardenauftrags von United Airlines, die 42 Airbusse A319 und A320 um insgesamt 2,2 Mrd. US-Dollar (1,5 Mrd. Euro)geordert haben. Diese Bestellung werde man wahrscheinlich nicht aufrechterhalten können, teilte United mit:Das defizitäre Unternehmen will bis nächstes Jahr 100 Flieger außer Betrieb nehmen und 7000 von 55.000 Mitarbeiter kündigen.

Erster Storno für "Dreamliner"

Indes kam es zum ersten Storno für den neuen Boeing-Jet 787 "Dreamliner" aufgrund der wiederholten Verzögerungen bei der Fertigstellung und Auslieferung der neuen Flugzeuggeneration. Noch ist es nur die Abbestellung einer einzigen Maschine durch Aserbaidschan Airlines, aber es gilt in der Branche als Omen für weitere mögliche Abbestellungen und hohe Pönale-Zahlungen.

Beide Hersteller kämpfen, wie berichtet, mit komplexen technischen Problemen bei der Produktion ihrer neuen Prestige-Projekte Airbus A380 und Boeing 787.
Jetzt ist jedoch auch die Herstellung bereits eingeführter Flugzeugmodelle durch ernsthafte Engpässe bei der Zulieferung solcher profaner Bestandteile wie Sitze, Flugzeugtoiletten oder Küchen bedroht, berichtet das Wall Street Journal.

Prognosen verfehlt

Die Verlangsamung der Endfertigung von Langstreckenfliegern des Typs Boeing 777 sowie Airbus A330 würde sowohl die Produktionskosten in die Höhe treiben als auch den Ertrag schmälern - durch spätere Zahlungen von Kunden sowie möglichen Pönalen für die Hersteller. Boeing verfehlte erst vor kurzem seine Gewinnprognose für das zweite Quartal seines Geschäftsjahres, da drei 777 nicht rechtzeitig ausgeliefert werden konnten. Airbus räumte vor kurzem ein, dass im heurigen Jahr rund acht Prozent seiner Widebody-Jets von einer verlangsamten Produktion betroffen seien. Oft liegt es an sehr speziellen Ausstattungsdetails wie Espresso-Maschinen oder Reiskocher für die Bordküchen, die die gesamte Produktion aufhalten.

Dabei sollte das Hochfahren der Produktion dieser bewährten Modelle die finanziellen Belastungen der überzogenen A380- und 787-Entwicklung ausgleichen. Beide Hersteller produzierten bis vor kurzem auf Rekordniveaus. Die jetzigen Probleme "kosten uns eine Tonne Geld" , da man teure Purzelbäume schlage um Liefertermine einzuhalten, räumte Airbus-Vizepräsident Tom Williams ein. (spu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.8.2008)