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Der "Wasser-Würfel" harrt der ersten Schwimm-Entscheidung.

Foto: AP/ Riedl

Peking - Mit so großen Erwartungen sind österreichische Schwimmer noch nie in ein Olympia-Meeting gestartet. Am Samstag beginnen im hochmodernen Pekinger National Aquatics Center (NAC) die neuntägigen Becken-Bewerbe, im "Water Cube" sollen die Würfel für Österreich fallen. An den ersten drei Wettkampftagen sind von OSV-Athleten durchaus schon Final-Qualifikationen zu erwarten, Medaillengewinne aber noch nicht.

Die Edelmetall-Hoffnungen Markus Rogan und Mirna Jukic steigen am Sonntag mit ihren 100-m-Strecken in die Spiele ein. Rogan weiß, dass er über die kurze Rückendistanz kein allzu heißer Medaillentipp ist. "Ich möchte ins Finale kommen, aber es wird nicht leicht", erklärte der Triple-Europameister. "Ich werde sicher im Semi voll schwimmen müssen." So oft hatte Rogan aber erst im Endlauf das Maximum aus sich herausholen können.

Diese Gefahr sieht der Kurzbahn-Weltmeister diesmal nicht. Da ein Weiterkommen für ihn alles andere als sicher ist, werde er schon in der Vorschlussrunde jenen Druck spüren, den er so liebt und der ihn antreibt. Und da ist noch die diesmal besonders große Anspannung, sie wurde in den letzten Tagen vor dem Rennen größer. "Ich bin sogar noch nervöser geworden." Für Rogan atypisch, aber ein Zeichen, dass etwas Großes bevorsteht.

Mirna Jukic versucht hingegen, vor den 100 m Brust locker zu bleiben. "Es hat ja keinen Sinn, sich einen Stress zu machen. Aber ganz langsam wird es mir schon klar, dass es jetzt mit dem Wettkampf losgeht." Die 22-Jährige geht mit der Referenz des Europameister-Titels in die Konkurrenz, ist bei den Spielen aber wie Rogan über die doppelte Distanz höher einzuschätzen. Jukic: "Ich bin mir sicher, dass ich über 100 meine Bestzeit steigern kann."

Eine Zeit unter 1:08 Minuten müsste für den Final-Einzug reichen, womit Jukic für ihre Spezialdisziplin einiges an Selbstvertrauen mitnehmen würde. In Athen 2004 belegte sie Rang 14. Schon am Montag wird die durch das in Schwechat wahrscheinlich zu kurze Becken verhinderte Europarekordlerin ihren zweiten Peking-Einsatz haben. Über 200 m Lagen wird die Studentin auf Länge drei für die 200 m Brust testen. "Ich werde nur den Vorlauf schwimmen."

Einen dichten Einsatzplan hat Bruder Dinko Jukic. Wenn es für ihn gut läuft, wird er täglich aktiv sein. Im ersten Schwimm-Bewerb dieser Spiele gilt es für den 19-Jährigen, auf den schwierigen und kräfteraubenden 400 m Lagen zu bestehen. Die US-Amerikaner Michael Phelps und Ryan Lochte sowie der Ungar Laszlo Cseh werden auf dieser Strecke wohl die Medaillen untereinander ausmachen, dahinter scheint das Feld aber offen.

Unter den Final-Kandidaten ist auch Jukic. Trainer-Vater Zeljko Jukic schätzt, dass sein Sohn für einen Einzug unter die Top Acht seinen österreichischen Rekord um rund vier Sekunden verbessern muss. Persönliche Bestzeiten sind auch sein Ziel, wobei er in diesem Zusammenhang Überraschendes von sich gibt: "Lieber bin ich über 400 m Lagen 20. mit einer 4:10-Zeit als Erster mit einer 4:20." Jukic' OSV-Rekord liegt bei 4:17,24.

Jukic wäre am Sonntag um 4.00 Uhr MESZ bei der ersten Schwimm-Medaillenentscheidung in Peking im Einsatz, fix ist sein Antreten am Montag kurz nach 13.00 Uhr MESZ im Vorlauf über 200 m Delfin. Hier stehen die Vorzeichen für den Studenten ähnlich wie in seinem Auftaktbewerb, ebenso wird es am Mittwoch über 200 m Lagen sein. Es ist Jukic' Trumpf, dass er auf drei Strecken mit etwa gleich großen Erfolgsaussichten bauen kann.

Das intensivste Startprogramm hat Jördis Steinegger. Am Samstag und am Sonntag tritt die 25-Jährige über 400 m Lagen bzw. 400 m Kraul an, auf beiden Strecken geht es direkt ins Finale. Trainer Helge Gödecke: "Über Kraul gebe ich ihr etwas mehr Chancen. Ich bin mir jedenfalls sicher, die Jördis geht ab wie ein Zäpfchen." Der Coach rechnet mit einer Steigerung der Wahl-Linzerin, über 200 m Kraul am Montag soll sie das Semifinale bringen.

Generell will der Deutsche von seinen Athleten aber nicht zu viel verlangen, auch wenn gerade Steinegger eine Finalchance hat. Gödecke: "Ich hoffe auf ein Semifinale. Und wenn der liebe Gott auf uns herunterschaut, dann geht sich vielleicht ein Finale aus." David Brandl wird das kaum schaffen, er hat am Samstag über 400 m Kraul seinen einzigen Olympia-Individual-Einsatz.

Am Freitag bekam der Perger endlich den heiß ersehnten, passenden Arena-Ganzkörperanzug R-evolution geliefert. Ein kleines Fragezeichen bleibt aber beim 21-Jährigen, da ihm noch immer eine im Juni durch eine Angina-Erkrankung bedingte Trainingspause nachhängen könnte. Im Training war zwar nichts zu merken, die Stunde der Wahrheit schlägt freilich am Samstag im Wettkampf.

Viel hat sich Brandls Trainingspartner Dominik Koll vorgenommen. Der 23-Jährige tritt am Sonntag über 200 m Kraul an, seine OSV-Bestzeit liegt bei 1:48,21 Minuten. "Ich möchte zumindest eine 1:47 schwimmen. Wenn das nicht passiert, wäre ich sehr sauer." Außerdem setzt der Linzer auf die Auswirkungen seines Anzugs. Bis zum Freitag war er sich nicht sicher, ob er auf den "LZR Racer" von Speedo oder den "R-evolution +" von Arena setzt.

Birgit Koschischek beginnt am Samstag über 100 m Delfin. Die Wienerin traut sich eine Verbesserung ihrer nationalen Bestleistung um mehr als sechs Zehntel auf unter 59 Sekunden zu, womit sie es ins Semifinale schaffen könnte. Das hat sich auch Hunor Mate über 100 m Brust zum Ziel gesetzt. Der 25-Jährige geht am Samstag aber leicht gehandicapt in den Bewerb, hatte er sich doch in den vergangenen Tagen eine leichte Verkühlung zugezogen.

Erst an den Folgetagen sind der am Samstag vom Trainingslager in Osaka in Peking ankommende Maxim Podoprigora (200 m Brust), Nina Dittrich (200 m Delfin), Sebastian Stoss (200 m Rücken) und Florian Janistyn (1.500 m Kraul und voraussichtlich Kraul-Staffel) an der Reihe. (APA)