Manchmal beginne ich diese Kolumne ohne Idee, nur mit der Hoffnung, dass mich mittendrin die Muse küsst. - Diesen ersten Satz haben Sie bereits dutzende Male knapp nicht gelesen, weil ich ihn ebenso oft gelöscht habe, weil mich die Muse im Anschluss daran jeweils nicht geküsst hat. Und ideenlose, von der Muse ungeküsst gebliebene Texte können wir Ihnen nicht zumuten, nicht einmal in den unendlichen Tiefen des Sommerlochs.

Dabei glaube ich nicht, dass mich die Muse prinzipiell ablehnt, ich habe nur offenbar noch nicht das richtige Mittel gefunden, sie zum Küssen zu bewegen. Freunde trösten mich und meinen, ich solle es realistisch betrachten: Bei dem gigantischen Kussprogramm, das die Muse täglich zu bestreiten habe, ginge ich zwangsläufig leer aus. Wenn die Muse einmal im Inland weilt, dann zum Beispiel bei Handke, der sie wochenlang nicht gehen lässt, ehe sie von Heller in einer bombastischen Aktion befreit wird. Um die Chance zu erhöhen, von der Muse geküsst zu werden, müsste ich mich also an Heller heranmachen, mich bei einer Musenkuss-Anbahnung dazwischenwerfen und eine Kolumne schreiben. - Endlich eine Idee! (Daniel Glattauer/DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.8.2008)