Hamburg - Nach einer hitzig geführten Hauptversammlung hat Freenet-Chef Eckhard Spoerr seine Abwahl von der Spitze des Telekomunternehmens verhindert. Die 1.500 Aktionäre votierten am Freitagabend in Hamburg mehrheitlich gegen einen Antrag der Großaktionäre United Internet und Drillisch, die dem vierköpfigen Vorstand das Vertrauen entziehen wollten. Die Ablehnung fiel mit 64 Prozent der Stimmen allerdings relativ knapp aus.

Die Aktionäre hatten zuvor eine ihrer Meinung nach fehlende Transparenz beim milliardenschweren Kauf des Telekomunternehmens Debitel kritisiert. Die Aktionäre lehnten zudem eine Abwahl von Teilen des Aufsichtsrats ab. Auch eine Sonderprüfung, mit der die Übernahme von Debitel durchleuchtet werden soll, wird es nach ihrem Beschluss nicht geben.

Mit einer Fokussierung auf das Handy-Geschäft hatte Spoerr zuvor für seinen Verbleib an der Spitze geworben. Mit der Übernahme von Debitel steige Freenet zum drittgrößten Mobilfunkanbieter nach T- Mobile und Vodafone auf und könne bessere Konditionen bei den Netzbetreibern erreichen. Bei dem Treffen wollten United Internet und Drillisch - die zusammen 26 Prozent kontrollieren - eine Ablösung der Führungsmannschaft um Spoerr erreichen. Drillisch-Anwalt Robert Weber sagte: "Dies ist kein Kampf Gut gegen Böse, sondern Wertsteigerung gegen Wertvernichtung."

Zählen konnte Spoerr auf den Finanzinvestor Permira, der 25 Prozent von Freenet kontrolliert und auf den Pensionsfonds Hermes, der auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr noch massive Kritik geübt hatte. Auch am Freitag hielt sich Hermes damit nicht zurück, allerdings lehnte der Investor einen Wechsel ab. Mit Verweis auf Spoerrs Gehalt - im vergangenen Jahr 4,4 Mio. Euro - appellierte Hermes-Sprecher Stephan Howaldt für Zurückhaltung bei der Manager-Entlohnung: "Halten sie Maß."

Wie Hermes kritisierte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) das Vorgehen von Drillisch und United Internet. "Die heutige Hauptversammlung ist zu einer Presse- und PR-Schlacht geworden", sagte ein Aktionärsvertreter. Wenn die beiden Großaktionäre das Unternehmen kontrollieren wollten, sollten sie ihren Anteil auf mehr als 30 Prozent erhöhen und ein Übernahmeangebot unterbreiten.

Drillisch-Anwalt Robert Weber sprach sich erneut gegen die Übernahme von Debitel aus und erneuerte die Kritik am Freenet- Management. "Wir wünschen uns in Zukunft vor allem Transparenz, klare Ziele, klare Zahlen." Mit der Akquisition der größeren Debitel hatte Spoerr eine Übernahme von Freenet durch die beiden Großaktionäre verhindert - United Internet und Drillisch wollten den norddeutschen Konkurrenten filetieren. Freenet muss sich nun aber von seiner Breitbandsparte trennen, um die Schuldenlast zu senken. Der Kauf von Debitel schlug mit 1,6 Mrd. Euro zu Buche.

Die Übernahme wird Freenet bis ins kommende Jahr belasten, wie Spoerr einräumte. Er stellte zwar einen operativen Gewinn (EBITDA) von 450 Mio. Euro in Aussicht, allerdings sind dabei nicht die Kosten für den Konzernumbau eingerechnet. Zuvor hatte er ein Ergebnis in mindestens dieser Höhe in Aussicht gestellt - von zusätzlichen Belastungen war dabei nicht die Rede. (APA/dpa)