Gaza - Die im Gaza-Streifen herrschende radikale Palästinenserorganisation Hamas hat neuen ägyptischen Vermittlungsversuchen eine Abfuhr erteilt und eine Versöhnung mit der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas nach den jüngsten Gewaltausbrüchen ausgeschlossen. Nach ihrem Sieg bei den Parlamentswahlen Anfang 2006, bei denen sie die absolute Mehrheit gewonnen hatte, sei die Hamas die rechtmäßige Regierungsmacht sowohl im Gaza-Streifen als auch im Westjordanland, sagte der hochrangige Hamas-Funktionär und ehemalige palästinensische Außenminister Mahmoud al-Zahar am Samstag in Gaza. Der Fatah warf er vor, nicht zum Dialog bereit zu sein.

Der hohe Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri hatte mit einer Machtübernahme auch im Westjordanland gedroht. Wenn die Fatah dort weiter gegen Hamas-Anhänger vorgehe, werde es zu "einem Aufstand" kommen. Abbas hatte sich bei seinem jüngsten Treffen mit Israels Regierungschef Ehud Olmert auch für die Freilassung des zur Hamas gehörenden Vorsitzenden des palästinensischen Parlaments, Aziz Dweik, eingesetzt. Die Hamas, die die Anerkennung Israels verweigert, verdrängte im Juni 2007 die Fatah aus dem Gaza-Streifen. Abbas erklärte daraufhin die palästinensische Einheitsregierung unter dem Hamas-Premier Ismail Haniyeh für aufgelöst und setzte im Westjordanland ein Fatah-Notstandskabinett unter Salam Fayyad ein.

Elf tote am vergangenen Wochenende

Bei dem folgenschwersten Gewaltausbruch im Gaza-Streifen seit der Hamas-Machtübernahme waren am vergangenen Wochenende elf Menschen getötet und mehr als hundert verletzt worden. Hamas-Einheiten gingen gegen Mitglieder des mit der Fatah verbündeten mächtigen Hilles-Clans vor, dem vorgeworfen wurde, hinter einem Bombenanschlag zu stecken, bei dem fünf Hamas-Kämpfer und ein Mädchen ums Leben gekommen waren.

Auflösung der Selbstverwaltungsstrukturen

Die Position von Abbas ist nach der als schmachvoll empfundenen Flucht von Fatah-Mitgliedern aus dem Gaza-Streifen nach Israel schwer angeschlagen. Abbas hatte den Israelis nach Medienberichten mit dem Abzug seiner Sicherheitskräfte aus den Städten des Westjordanlandes und sogar mit der Auflösung der Selbstverwaltungsstrukturen gedroht, weil die israelischen Razzien und Massenfestnahmen seinem Ansehen in der palästinensischen Bevölkerung schadeten. (APA/dpa/AFP)