Peking - Die Frau des bekannten chinesischen Regimekritikers Hu Jia, der im April wegen "Aufrufs zur Untergrabung der Staatsgewalt" zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, ist nach Angaben einer Menschenrechtsgruppe vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking verschwunden. Zeng Jinyan sei vermutlich von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, teilte die Bürgerrechtsgruppe Chinese Human Rights Defenders am Samstag mit. Die Frau sei nicht mehr erreichbar.

Hu und Zeng haben eine knapp einjährige Tochter, deren Verbleib ebenfalls unbekannt ist. Die Bürgerrechtsverfechter forderten US-Präsident George W. Bush und IOC-Präsident Jacques Rogge auf, sich bei Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao für das Paar einzusetzen. Nach Angaben von Chinese Human Rights Defenders hatten Reporter in den vergangenen Wochen versucht, Zeng in ihrer Wohnung zu besuchen. Sie seien jedoch von den dort postierten Sicherheitskräften zurückgewiesen worden.

Kritik an Olympischen Spielen in Peking

2007 erhielt das Paar den Sonderpreis der Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" (RSF). Hu war außerdem für den Sacharow-Preis nominiert worden. Im November vorigen Jahres hatte sich Hu Jia bei einer Anhörung des Europaparlaments über die Menschenrechtslage in China, der er zugeschaltet war, auch kritisch über die Durchführung der Olympischen Spiele in Peking geäußert. Zu fünf Jahren Gefängnis wurde Yang Chunlin in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang verurteilt, weil er sich in einem offenen Brief mit dem Titel "Wir wollen Menschenrechte, nicht Olympische Spiele" für die Respektierung von Menschenrechten eingesetzt hatte. (APA/dpa)