Peking - Bei den olympischen Schwimm-Bewerben in Peking wird die Post so richtig abgehen. Die erste Vorlauf-Session am Samstag im hochmodernen Schwimm-Stadion "Water Cube" gab einen Vorgeschmack darauf, was in den kommenden acht Tagen zu erwarten ist. Es gab zwar keinen Weltrekord, aber die vor allem ungemein hohe Dichte auf hohem Niveau auf den vorderen Rängen, lässt den schnellsten Schwimm-Event aller Zeiten erwarten.
Nicht nur die Österreicher wurden davon überrumpelt, trotz teils klaren nationalen Rekorden schieden sie teils deutlich aus. Auch viele internationale Asse blieben auf der Strecke oder hatten bei ihrem Aufstieg Glück. So retteten Juri Prilukow über 400 m Kraul lediglich 3/100 vor dem Ausscheiden, der Russe ist auf dieser Strecke immerhin Europameister. Sein italienischer "Vize" Massimiliano Rosolino schied als Gesamt-13. glatt aus.
Topleute dicht
Über die zweitlängste Kraulstrecke im olympischen Programm lagen die Topleute äußerst dicht beisammen, nur 1,9 Sekunden trennten die Top Ten. Auch Hunor Mate hätte wohl nicht vermutet, über 100 m Brust mit einer Zeit unter 1:01 auszuscheiden. Und Libby Trickett gilt über 100 m Delfin als Co-Favoritin, sie tat sich als Vorlauf-Zwölfte auch schwer. Nicht jeder der Aktiven tat sich leicht, das ungewohnte Duo Vorlauf und Abend zu kombinieren.
Im Allgemeinen jedoch brachte diese neue Variante einen deutlichen Leistungsschub. Birgit Koschischek dazu am Beispiel ihrer eigenen Person verblüfft: "Bei der EM kommt man mit einer Minute ins Semi, ist mit 59,6 Neunte. Und hier ist man mit 59,0 nur 26." Immerhin hatte sie ihren OSV-Rekord ja doch um 54/100 verbessert. Aber die Reaktion darauf war richtig: "Es ist noch viel Arbeit für mich, das ist klar. Das eine oder andere ist zum Ausbessern."
Rasende Entwicklung
Ähnlich die Reaktion von Trainer Helge Gödecke auf David Brandls Leistung. Er war mit der nationalen Bestleistung seines Schützlings von 3:48,63 Minuten über 400 m Kraul überglücklich, damit kam der 21-Jährige aber gerade noch unter die Top 20. "Ich glaube, in Athen 2004 wäre er damit im Finale gewesen. Die Entwicklung ist rasend." Gödecke hat recht was die Finalplatzierung betrifft, die Zeit hätte im Athen-Endlauf Rang sieben bedeutet.
Auffallend waren die Chinesen, sie mischten überaus kräftig vorne mit. Zhang Lin markierte über 400 m Kraul die zweitbeste Zeit, ebenso wie Zhou Yafei über 100 m Delfin der Damen. Zudem setzte die chinesische Damen-Kraulstaffel die beste Vorlaufzeit ins Wasser. Es scheint also, dass sich die Lokalmatadore rechtzeitig für ihre Heimspiele in Form gebracht haben.
Bleibt die Frage, was nun in den Endläufen passiert. Am Vormittag wird in der Regel langsamer geschwommen, aber es geht um olympische Medaillen. Am Sonntag wären Weltbestzeiten über 400 m Lagen der Damen und Herren keine Überraschung. Über 400 m Kraul der Herren wird es hingegen schwierig, die 3:40,08 des Australiers Ian Thorpe aus dem Jahr 2002 auszulöschen. Unmöglich scheint es aber nach dieser Vorlauf-Session nicht. (APA)