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Mahmud Darwish starb nach einer Herz-Operation in den USA

Ramallah - Tausende Palästinenser haben am Mittwoch während eines Staatsbegräbnisses in Ramallah Abschied vom palästinensischen Nationaldichter Mahmud Darwisch genommen. "Heute sagen wir 'lebe wohl' zu einem Star, den wir bis zum Punkt der Verehrung geliebt haben", sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Darwisch sei ein Held gewesen, der sich immer der Sache der Palästinenser verpflichtet gefühlt habe.

Auf eigenen Wunsch wurde Darwisch, dessen Mutter und enge Familienangehörige noch in Israel leben, in Ramallah im Westjordanland beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe des Kulturzentrums. Von dort reicht der Blick bis nach Jerusalem, der drittheiligsten Stadt im Islam.

Die Palästinenser bereiteten dem Sarg mit den sterblichen Überresten von Darwisch in Ramallah ein Empfang mit rotem Teppich. Acht Soldaten einer Ehrengarde trugen den mit einer palästinensischen Fahne und Blumen geschmückten Sarg zur Trauerzeremonie, an der auch ausländische Diplomaten teilnahmen. Darwischs Mutter wurde auf einem Krankenhausbett getragen.

Lebenswerk ist von politischem Engagement geprägt

Der 1941 in einem kleinen nordisraelischen Dorf bei Akko geborene Darwisch war nicht nur die poetische Stimme und moralische Instanz seiner Landsleute, sondern er gehörte auch zu den herausragenden zeitgenössischen Dichtern in der arabischen Welt. Seine mehr als 30 Gedichtbände sind in 30 Sprachen übersetzt worden.

Darwisch gehörte in jungen Jahren der Kommunistischen Partei Israels an und wurde mehrmals inhaftiert. Mitte der 70er Jahre trat der politische Aktivist im Libanon der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) von Ex-Palästinenserpräsident Jassir Arafat bei. Weil Israel zu dieser Zeit die PLO als Terrororganisation eingestuft hatte, verlor Darwisch seine israelische Staatsbürgerschaft. 1987 wurde der Dichter in den Zentralrat der PLO gewählt, trat aber 1993 aus Protest gegen die Unterzeichnung der Osloer Friedensabkommen aus der Organisation aus. Sein Lebenswerk ist vom politischen Engagement für einen unabhängigen palästinensischen Staat geprägt.

Wie ein roter Faden ziehen sich die Themen Vertreibung, Besatzung, Leid sowie Hoffnung auf einen eigenen Staat durch das künstlerische Werk. Als Stimme der Palästinenser setzte sich Darwisch für ein friedliches Zusammenleben mit den Israelis ein. Zusammen mit dem israelischen Psychologie- Professor Dan Bar-On wurde Darwisch 2003 mit dem Remarque- Friedenspreis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet. Auf Deutsch sind von ihm mehrere Lyrik-Bände erschienen, darunter "Weniger Rosen" (2002), "Wo du warst und wo du bist" (2004) und "Belagerungszustand" (2006).

Darwisch war 67-jährig am Freitag in Houston (US-Bundesstaat Texas) an den Folgen einer komplizierten Herzoperation gestorben. (APA/dpa)