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Gehirn als Steuerungszentrale des Menschen. Auch bei Wachkoma-Patienten lassen sich Reize im Scan erkennen.

Foto: APA/dpa/Jan-Peter Kasper

ei Wachkoma-Patienten sind die Funktionen der einzelnen Gehirnregionen noch unterschiedlich aktiv. Die Patienten können spontan atmen und schlafen (Funktionen des Stammhirns), aber alle höheren geistigen Aufgaben wie bewusstes Wahrnehmen oder Sprechen sind nicht mehr möglich (höhere Leistungen des Großhirns). Mit der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) und der Single-Photonen-Emissionstomografie (SPECT) kann aufgezeichnet werden, in welchen Arealen noch wie viel Funktion vorhanden beziehungsweise zu erzeugen ist.

Aktive Hirnregionen

Unter Laien und Spezialisten sorgen die Arbeiten des englischen Forschers Adrian Owen vom Medical Research Council in Cambridge für großes Aufsehen: Er bat eine Wachkoma-Patientin während eines Gehirnscans, sich vorzustellen, sie spiele Tennis. Das Erstaunliche geschah: Bei der Frau wurden dieselben Hirnregionen aktiv wie bei gesunden Vergleichspersonen.

Dass es sich nicht nur um einen Zufallsbefund handelte, zeigte Owen an weiteren acht Wachkoma-Patienten. Drei Patienten reagierten auf Ansprache in der fMRT wie gesunde Personen, und zwei Patienten konnten sogar einfache Kommandos befolgen - wie in der Studie ein Jahr zuvor. Beim Wachkoma ist der Funktionsausfall des Großhirns in jedem Einzelfall unterschiedlich und muss nicht endgültig sein. Mit noch gezielte- ren Rehabilitationsmaßnahmen könnte man in Zukunft eine noch vorhandene Großhirnaktivität weiter fördern, denken Experten. Gleich nach der Intensivstation müssen alle Patienten in speziellen Zentren intensiv gefördert und therapiert werden, so die Forderung.

Mithilfe von Angehörigen

Da es weder im Klinikalltag noch in Pflegeeinrichtungen möglich ist, Patienten regelmäßig in den fMRT- oder SPECT-Scan zu schicken, ist nach wie vor die Aufmerksamkeit der Angehörigen gefordert, um Veränderungen zu erkennen. Sie kennen und beobachten die Patienten am besten und wissen, auf welche Umgebungsreize sie positiv reagieren. Mit Musik, Bildern, Farbe, Ansprache, Geschmacks- und Geruchsreizen, Physiotherapie und Massagen lassen sich scheinbar brachliegende Gehirnregionen wieder aktivieren. Besonders starke Signale für das Gehirn sind übrigens Berührungen und Liebkosungen, auch das ist in den Gehirnscans erkennbar. (sms, DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2008)