Der Aufsichtsrat von Continental ist angesichts der drohenden Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe am Mittwoch in Hannover erneut zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Mit Spannung wird erwartet, ob das Kontrollgremium Vorstandschef Manfred Wennemer für dessen Strategie Rückendeckung gibt. Wennemer will dem Kontrollgremium mögliche Abwehrmaßnahmen gegen die Übernahme vorstellen. Beobachter erwarten zudem, dass er auch über Bemühungen um eine einvernehmliche Lösung informieren will. Erwartet wird, dass der Conti-Aufsichtsrat das offizielle Schaeffler-Übernahmeangebot unter Verweis auf einen zu niedrigen Preis erneut ablehnt.

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Vor der Sitzung standen zuletzt die Zeichen zwischen dem hannoverschen Konzern und der Schaeffler-Gruppe auf Annäherung. Kreisen zufolge laufen die Verhandlungen zwischen beiden Firmen über die Übernahmeofferte von Schaeffler auf Hochtouren.

"Der Aufsichtsrat hat den Vorstand am 23. Juli auch mandatiert, Gespräche über eine einvernehmliche Lösung zu führen", sagte ein Conti-Sprecher. Schaeffler ging am Montag einen kleinen Schritt auf Conti zu und erklärte, die bereits vor knapp drei Wochen gegebenen mündlichen Garantien zum Firmenerhalt könnten auch schriftlich fixiert werden.

Aus Verhandlungskreisen verlautete, es gebe auf beiden Seiten Bewegung. "Es gibt keine Dogmen mehr", sagte ein beteiligter Banker. Knackpunkt der Gespräche sei aber nach wie vor der Preis. Die gebotenen 70,12 Euro pro Aktie hält das Conti-Management für zu niedrig. "Irgendetwas mit einer Acht vorne wäre für Conti vielleicht annehmbar", hieß es in Unternehmenskreisen. Schaeffler lehnt eine Erhöhung des Offerts bisher ebenso strikt ab wie die von Conti geforderte Beschränkung auf einen Anteil unter 30 Prozent.

Sollte Schaeffler doch noch zu Zugeständnissen bereit sein, wäre dies wohl auch Folge des Drucks, den Conti mit der Verpflichtung von acht finanzstarken Banken aufgebaut hat. Diese Banken kann Schaeffler nicht mehr für eigene Vorhaben einspannen, was den Finanzierungsspielraum der Franken begrenzt. Bei einer Einigung mit Conti hätte Schaeffler hingegen plötzlich wieder viel größeren Zugang zum Kreditmarkt.

Keine Abweichung erwartet

Die Franken stecken allerdings noch in einem Dilemma. Sie können ihr Offert nicht allzu attraktiv gestalten, um nicht mehr Conti-Aktien zu bekommen, als sie eigentlich wollen. Schaeffler strebt eine Beteiligung von unter 50 Prozent an, was auch mit den Kreditbedingungen der Conti-Schulden zusammenhängt. Die Conti-Banken besitzen das Recht, bei einem Eigentümerwechsel die Konditionen neu zu verhandeln, was für Schaeffler angesichts der Finanzkrise teuer werden könnte.

In seiner für heute Mittwoch erwarteten Pflicht-Antwort auf das Schaeffler-Offert wird Conti wohl von der bisherigen Bewertung nicht abweichen. Darin dürften den Konzern zwei Gutachten stützen, die Beraterbanken von Vorstand und Aufsichtsrat erstellt haben und die in der Sitzung am Mittwoch diskutiert werden sollen. Um Zeit zu gewinnen, will der Aufsichtsrat Kreisen zufolge die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beschließen.

Das Aktionärstreffen könnte dann eine Kapitalerhöhung durchwinken. Die würde Schaefflers Anteil verwässern und verhindern, dass die Franken auf die angepeilte Beteiligung von gut 30 Prozent kommen. Auch weitere Abwehrmaßnahmen sollen in der Aufsichtsratssitzung zur Sprache kommen. Dazu gehört die Suche nach einem weißen Ritter, der ein genehmeres Gegenangebot vorlegt. Viele große Finanzinvestoren haben aber bereits ebenso abgewunken wie Firmen aus der Autobranche. (APA/Reuters)