Innsbruck/München - "Wir halten uns an die gesetzlichen Vorschriften", lautet die knappe Reaktion von Karl-Martin Studener, Pressesprecher von Iveco-Austria auf Vorwürfe, durch Manipulationen an der Elektronik würden Lkw-Motoren im Testbetrieb bis zur Hälfte weniger Schadstoffe emittieren wie im praktischen Betrieb. Entsprechende Betrugsvorwürfe mit Bezug auf eine Studie des Umweltbundesamtes in Berlin hat vor einigen Tagen das ARD-Fernsehmagazin Monitor erhoben. Die Marktführer Daimler Chrysler, Man, Scania und Iveco reagierten in diesem TV-Bericht unisono wie oben zitiert.

Im STANDARD-Gespräch ergänzt Studener, dass Iveco vom Test erst aus den Medien erfahren hätte. Außerdem hätten man bei Euro-2-Motoren (auf die sich die deutschen Vorwürfe beziehen) "technologisch nicht die Möglichkeit zwischen Test- und Realzyklus zu unterscheiden".

Unbekannt ist Studener auch eine Studie der TU-Graz, die bereits im Herbst zu ähnlichen Ergebnissen kam. Demnach würden Euro-2-Motoren etwas mehr Schadstoffe als Euro-1 emittieren, Euro-3 geringfügig weniger und nicht - wie die Zertifikate ausweisen - nur noch knapp die Hälfte.

Getrimmte Motoren

Seither steht der Vorwurf, die Motoren würden auf die genormten Testbedingungen hingetrimmt, unwidersprochen im Raum, wobei es im Kern darum geht, im Testbetrieb auf niedrige Schadstoffwerte zu achten, im wirklichen Leben aber möglichst viel Treibstoff zu sparen. Zwei Zielsetzungen, die sich unter gewissen Voraussetzungen ergänzen, vor allem aber unter hoher Belastung (etwa durch volle Beladung oder auf Bergstrecken) auch zum Widerspruch werden können.

Konkret zeigt sich dies im Tiroler Inntal, wo im Vorjahr der Jahresmittel-Grenzwert für Stickoxide an der Messstelle Vomp mit 61 Mikrogramm/m³ Luft deutlich überschritten wurde. Zuletzt war dieser 1999 mit 62 Mikrogramm ähnlich hoch gelegen, erklärt Ludwig Schmutzhard, Leiter der Verkehrsabteilung des Landes Tirol.

Vor drei Jahren war erst 0,1 Prozent der Laster mit Euro-3 ausgestattet, jetzt sind es rund die Hälfte. Schadstoffe wurden aber nur auf dem Papier eingespart: 2002 kamen die Transitlaster wegen der Begünstigung von Euro-3 mit mehr als 20 Prozent weniger Ökopunkten aus als 1999.

Schmutzhard kritisiert in diesem Zusammenhang den Versuch der EU sich vom Ziel einer Schadstoffreduktion im Inntal endgültig zu verabschieden. Denn dann bleibe "keine ökologische Komponente übrig", alles sei nur noch eine Frage des Wettbewerbs, bei dem sich alte EU-Staaten gegenüber den neuen (mit einem höheren Euro-1-und Euro-2-Anteil) offenbar einen Vorteil verschaffen wollen. (hs, DER STANDARD Printausgabe 20.2.2003)