London/Hamburg - Nur 17 Tage vor dem Saisonstart in Melbourne sind die Formel-1-Konkurrenten Williams und McLaren gemeinsam auf Konfrontationskurs zum Internationalen Automobil-Verband (FIA) gegangen. In einem sechsseitigen offenen Brief an FIA-Präsident Max Mosley kündigten die Teamchefs Frank Williams und Ron Dennis am Donnerstag an, wegen der von der FIA diktierten Regeländerungen vor ein Schiedsgericht zu gehen. Zudem warfen sie Mosley vor, dass die FIA die Formel 1 "mundtot" zu machen versuche.

"Vertragsbruch"

"Williams und McLaren sind der Überzeugung, dass die FIA mit ihren Änderungen Vertragsbruch begeht. Wir nehmen an der Saison 2003 teil, werden aber versuchen, die Regeländerungen durch den Gang vor das Schiedsgericht zu verhindern", hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die FIA reagierte prompt. Jedes Formel-1-Team habe laut Concorde Agreement das Recht, ein Schiedsgericht einzuschalten. "Die FIA ist überzeugt, dass ihre Position standhalten wird", schrieb die Organisation in einer Mitteilung.

Unterstützung von Haug

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug stellte sich hinter Teamchef Dennis und dessen Kollegen Williams: "Das Vorgehen ist mit uns abgestimmt und wird von uns unterstützt. Die Teams sind Vertragspartner des Concorde Agreement und haben Grund, ihre Rechte auf diese Art abzusichern." Das Concorde Agreement regelt die sportliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Verbänden, Organisatoren und Teams.

Mosley hatte im Jänner einschneidende Regeländerungen ohne Einwilligung der Teams verfügt und sie vor allem mit dem Ziel der Kostensenkung und der Unterstützung der von einem Autokonzern unabhängig agierenden Teams begründet. Dennis und Williams kritisierten, dass nicht ausreichend mit den Teams über die weit reichenden Änderungen diskutiert wurde.

Sicherheitsrisiko für Fahrer

Sie seien besorgt, dass Mosleys Änderungen die fundamentalen Werte der Formel 1 als Aushängeschild des Motorsports und als technischer Schaukasten untergraben, hieß es in der Pressemitteilung. Des weiteren verwiesen Dennis und Williams auf die Technische Arbeitsgruppe, die ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die Fahrer befürchtet.

Als einen Hauptpunkt nannten die Teamchefs die Verringerung der Zeit, in der zwischen Qualifikation und Rennen an den Fahrzeugen gearbeitet werden darf. Statt 18,5 können sich die Mechaniker nur 2,5 Stunden um die Wagen kümmern. Zudem könnten durch das Verbot der Telemetrie (Datenübertragung) Fehler am Auto während des Rennens unentdeckt bleiben und die Fahrer in Gefahr geraten.

Dennis und Williams kritisierten, dass Mosley und andere Experten die Lage der Formel 1 zu skeptisch beurteilten. "Es ist irreführend anzunehmen, dass sich die Formel 1 in einer Krise befindet - sie bleibt ein einzigartiger populärer und sehr erfolgreicher Sport", meinte Williams. "Unglücklicherweise bleiben nur ein Teil der Einnahmen der Formel 1 im Sport und gehen an die Teams. Sich dieses Problems anzunehmen ist der sicherste Weg, stabile und erfolgreich unabhängige Teams zu behalten." (APA/dpa)