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Da applaudiert der Rapid-Stürmer.

Foto: APA/Pfarrhofer

Trio mit Kopfhörern: Brueckner (Mitte), Kocian (links) und Andreas Herzog.

Wien - "Grüß Gott", sagte Karel Brückner am Dienstag um 12.06 Uhr MESZ im Hotel Hilton am Wiener Stadtpark, und er hatte sicherheitshalber Kopfhörer aufgesetzt. Als Tscheche fühlt man sich im Tschechischen eben eindeutig wohler. "Ich spreche in meiner Muttersprache, um unnötige Fehler und Missverständnisse zu vermeiden. Ich vertraue dem Simultanübersetzer." Brückner hatte sich um sechs Minuten verspätet, I-Tüpfelreiter könnten beckmessern, dass der Vorgänger Josef Hickersberger meist überpünktlich erschienen ist. Mag auch sein, dass Hickersberger unterhaltsamer gewesen ist. Aber der liebe Gott legte bei der Schaffung des Fußballtrainers großen Wert darauf, dass sich der eine von anderen unterscheidet. Also sagte der 68-jährige Brückner: "Ich diskutiere nicht, ich informiere nur. Es gibt keine Zeit für Revolutionen, ich kann nicht alles durchprobieren."

Rechts und links neben ihm saßen seine Assistenten Jan Kocian und Andreas Herzog, Brückner nennt sie "meine Partner. Die österreichische Nationalmannschaft ist ein gemeinsames Projekt." Partner Herzog blieb es vorbehalten, Brückners ersten Kader, jenen für das Spiel am 20. August in Nizza (20.45) gegen Italien, vorzulesen. Er umfasst 19 Namen, Herzog ratschte sie runter, er kennt die Leute ja alle persönlich.

Altes Personal

Im Prinzip wird aufs alte Personal gesetzt. Kein Paul Scharner (verletzt, Brückner wir ihn irgendwann besuchen), kein Jürgen Macho (verletzt), kein Ivica Vastic (bleibt unter Beobachtung). Überrascht hat, dass Marc Janko, der Führende in der Schützenliste, nicht nominiert wurde. Und dass der bei der Euro nahezu aberwitzige Roland Linz eine Chance erhält. Brückner: "Der Kader umfasst in Wahrheit 50 Spieler. Ich bevorzuge kein fixes System, der Stil hängt von den verfügbaren Menschen ab. Nur die Viererkette ist vorgegeben. Die Grenzen zwischen den Formationen sind im modernen Fußball verschwommen."

Auf Abruf-Liste gestrichen

Der Teamchef bedauerte das Fehlen von Ümit Korkmaz, den Rapidler Stefan Maierhofer, der es nicht zu Euro geschafft hatte, lobte er: "Ein sehr ungewöhnlicher und interessanter Stürmer." Die Liste "auf Abruf" wurde gestrichen, sollte einer ausfallen, bestimmt Brückner quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Ersatzmann. An diese Neuerung wird man sich natürlich locker gewöhnen, sie ist fast schon wieder alt.

Von der alten Schule

Bereits am Montag wurde Brückner dazu verdonnert, sich rein inoffiziell mit einer Handvoll Journalisten zu treffen. Zwecks Beschnuppern. Kocian gab den Dolmetscher, Brückner hielt sich wacker. Er lächelte, und es wirkte nicht aufgesetzt. Der Mann legt Wert auf freundliche, aber doch bestimmte Distanz. "Ich bin von der alten Schule, ein Romantiker."

Schweigeteamchef

Mit den Medien tue er sich schwer, tausende Mikrofone und das Schnüffeln in der Privatsphäre passten nicht in seine Welt. Pflichttermine werde er natürlich wahrnehmen. "Aber sonst fragen Sie bitte Herzog und Kocian." Brückner dürfte ein Schweigeteamchef werden. In den vergangenen Tagen hat er DVD geschaut, über den österreichischen Fußball Gespräche geführt, Informationen gesammelt. Wider die Monotonie hat er klassische Musik ("Brauche ich zur Entspannung") gehört. Brückner kennt das Köchel-Verzeichnis auswendig.

Er freue sich aufs erste Zusammentreffen mit den Spielern. "Ich sehe mich lieber auf dem Rasen als im Büro. Sobald ich auf einem Fußballplatz stehe, lebe ich auf." Ziele hat Brückner natürlich auch: "Die WM-Qualifikation schaffen, das Team entwickeln." Wie er Italien einschätzt? "Die sind Weltmeister und beherrschen das Fußballlatein von A bis Z. Trotzdem sind sie mir genehmer als Liechtenstein." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Mittwoch, 13. August 2008)

 

Der Kader der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft für das Testspiel am 20. August in Nizza gegen Italien

Tor: Alexander Manninger (Juventus/27 Länderspiele), Ramazan Özcan (Hoffenheim/0)

Abwehr: György Garics (Atalanta/14/1 Tor), Ronald Gercaliu (Salzburg/12), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/12/1), Emanuel Pogatetz (Middlesbrough/30/1), Sebastian Prödl (Werder Bremen/12/2), Martin Stranzl (Spartak Moskau/48/2)

Mittelfeld: Rene Aufhauser (Salzburg/54/11), Christian Fuchs (Bochum/18/0), Martin Harnik (Werder Bremen/11/2), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos/42/6), Christoph Leitgeb (Salzburg/21/0), Jürgen Säumel (Torino/14/0), Joachim Standfest (Austria/31/2)

Angriff: Erwin Hoffer (Rapid/5/0), Roman Kienast (Helsingborg/9/1), Roland Linz (Braga/34/7), Stefan Maierhofer (Rapid/0)

Keine Spieler auf Abruf.