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Sergej Bagapsch, "Präsident" der nicht anerkannten Republik Abchasien.

Foto: Reuters/Sergei Karpukhin

Er ist einer der Gewinner des Kaukasus-Kriegs: Sergej Bagapsch, "Präsident" der international nicht anerkannten Republik Abchasien am Schwarzen Meer, nutzt nun die russische Invasion, um den Sicherheitsgürtel um sein kleines Reich zu verbreitern; vor allem aber, um alle Versuche endgültig zu beenden, die ehemals autonome Republik innerhalb der Sowjetrepublik Georgien zurück unter die Herrschaft von Tiflis zu bringen.

Der 59-jährige Separatistenchef hat dabei selbst seine Erfahrungen mit Russlands neuer Machtpolitik gemacht: Moskau wollte seine Wahl zum Präsidenten nicht. Als Wladimir Putins Favorit Raul Chadschimba im Oktober 2004 nur dank massiver Manipulationen den Sieg errang, gingen die Abchasen auf die Straße. Die Separatistenrepublik erlebte ihre "orange Revolution" - parallel zur Ukraine, wo sich Putins Kandidat am Ende auch nicht durchsetzen konnte.

Bagapschs Sieg bei der Wahlwiederholung wenige Monate später, im Jänner 2005, war eine Zäsur für die Republik. Moskau bestrafte die Abchasen mit Blockaden und Wirtschaftssanktionen, bis Bagapsch einlenkte und seinen Rivalen Chadschimba, den Kandidaten des Establishments, als Vizepräsident übernahm.

Das Misstrauen der Abchasen gegenüber Moskau ist seither gewachsen, der Wunsch nach Unabhängigkeit nur größer geworden. Doch Bagapsch, ehemals ein Weinbauer, der zu Sowjetzeiten am Georgischen Institut für Landwirtschaft studiert hatte, war Realpolitiker genug, um die Chance zur Herstellung von engeren Beziehungen zu ergreifen, die Russland den Abchasen als Reaktion auf die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo anbot. "Man kann nicht Abchasien etwas verbieten, was im Kosovo möglich ist", sagte Bagapsch mit Blick auf die Unterstützung des neuen Balkanstaats durch die EU und die USA.

Ebenso wie Eduard Kokoity - der "Präsident" Südossetiens, der anderen georgischen Separatistenprovinz -, aber intellektueller, führte Bagapsch die kommunistische Jugendorganisation Komsomol in seiner Heimatstadt Sukhumi, der Hauptstadt Abchasiens. Er stieg in der Partei auf, vertrat seine Provinz Anfang der 90er-Jahre in Moskau, bis ihn der damalige abchasische Präsident Wladislaw Ardsinba 1997 zum Premierminister berief.

Bagapsch, der selbst mit einer Georgierin verheiratet ist, verantwortete damals die Vertreibung von 30.000 Georgiern mit, die vorübergehend nach Abchasien zurückgekehrt waren. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2008)