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Eine 55-jährige Frau war als Kundin zufällig im Eissalon. Sie starb weil sie in die Schusslinie der Kontrahenten geriet.

Foto: APA/ BORIS ROESSLER

Nach der tödlichen Schießerei vor einer Eisdiele in Rüsselsheim haben die Ermittler weitere Verdächtige festgenommen. Das Landeskriminalamt (LKA) teilte am Donnerstag mit,
dass sich mehrere Männer freiwillig gestellt hätten. Zur Zahl der Festnahmen sagte der Sprecher des LKA nichts. Die Männer sollen noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Alle Festgenommenen sind Türken.

Nach dem Stand der Ermittlungen waren an der blutigen Auseinandersetzung bis zu neun Männer beteiligt. Die bereits am Mittwoch identifizierten Personen sind laut Landeskriminalamt bei der Polizei allesamt "einschlägig bekannt".

Bei dem Schusswechsel waren am Dienstagabend drei Menschen getötet worden. Gekränkte Ehre war möglicherweise das Motiv für die Schießerei zwischen zwei türkischen Gruppen. Bei der blutigen Fehde mit bis zu neun Beteiligten starben zwei Türken, wie das Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Zwei der Männer, die an der Auseinandersetzung beteiligt waren, sind bereits am vergangenen Wochenende in Mainz in einen persönlichen Streit verwickelt gewesen. Es ist möglich, dass dies der Hintergrund für die Bluttat am Mittwoch ist, erklärte Stefan Müller vom LKA

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Rüsselsheim/Darmstadt - In der Nacht auf Mittwoch sind in der Rüsselsheimer Innenstadt drei Menschen in einer belebten Einkaufsstraße erschossen worden. Ein zunächst totgesagter Mann ringt nach Polizeiangaben in einem Krankenhaus mit dem Tod. "Der Zustand des Mannes ist sehr kritisch", sagte ein Beamter in der Nacht zum Mittwoch in Darmstadt.

"Kugel war nicht für meine Tante"


Zuvor hatte es geheißen, bei dem Mordanschlag vor einem belebten Eiscafé in einer Rüsselsheimer Einkaufstraße seien vier Personen ums Leben gekommen. Die Hintergründe der Bluttat lagen am Mittwoch auch nach der Festnahme von zwei Verdächtigen noch im Dunkeln.
Als die Polizei Dienstagabend kurz nach 20.30 Uhr zu dem Eiscafé in Bahnhofsnähe gerufen wurde, fanden die Beamten zwei Männer tot davorliegend, im Lokal selbst lag eine erschossene Frau. Wie die Ermittlungen ergaben, sind die beiden Männer Türken. Einer von ihnen, ein 26-jähriger Mann aus Wiesbaden, dürfte einer der Angreifer gewesen sein. Der schwerverletzte Mann, ergaben Erhebungen der Polizei am Mittwoch, dürfte sein 31-jähriger Bruder sein.
Die tote Frau, eine gebürtige Griechin, saß mit ihrer Familie in dem Lokal, als auf der Straße die Schießerei stattfand . Sie dürfte Opfer einer „verirrten Kugel" geworden sein: "Die Kugel war nicht für meine Tante, sondern für jemand anderen bestimmt", erklärte ein geschockter Verwandter.


Polizei sucht nach Motiv


Der Tatort wurde von der Polizei umgehend großräumig abgeriegelt, eine Großfahndung wurde eingeleitet. Dabei wurde auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera eingesetzt. Zeugen zufolge sollen mindestens vier Männer an der Tat beteiligt gewesen sein. "Die Suche läuft auf vollen Touren", hieß es dazu am Mittwoch im Lagezentrum des hessischen Innenministeriums. „Wir suchen das komplette Rhein-Main-Gebiet so lange ab, bis wir definitiv wissen, dass sich die Täter nicht mehr in diesem Gebiet aufhalten", sagte ein Polizeisprecher.
Nach ersten Erkenntnissen benutzten die Täter neben den Schusswaffen auch ein Messer. Dennoch, so die Behörden, stehe mittlerweile fest, dass alle tödlichen Verletzungen Schussverletzungen sind.

Über Motiv und Hintergründe der Bluttat herrschte am Mittwoch auch nach der Identitätsfeststellung der Toten noch weitestgehende Unklarheit. Hinweise auf einen möglichen Mafiamord gab es nach ersten Erkenntnissen nicht. "Das können wir überhaupt nicht bestätigen. Wir haben dazu bisher null Hinweise", sagte ein Beamter des Innenministeriums in Wiesbaden. Auch ob es sich um organisierte Kriminalität handelt, konnten die Ermittler zu diesem Zeitpunkt "noch nicht beurteilen". Ob der Tatort Zufall war, ist ebenso unklar . (dpa, rott/ DER STANDARD Printausgabe 14.8.2008)