Washington - Mehr als zwei Monate nach der Vorwahlniederlage Hillary Clintons hat ein US-Magazin vertrauliche Dokumente ihres Wahlkampfteams veröffentlicht, die ein bezeichnendes Licht auf interne Grabenkriege und Fehlkalkulationen im Umgang mit Barack Obama werfen.
Schmutzkübel-Kampagne überlegt
Als Reaktion auf Obamas unerwarteten Aufstieg habe der Chefstratege der demokratischen Ex-First Lady zeitweilig sogar erwogen, den afroamerikanischen Senator mit fremdenfeindlichen Untertönen zu verunglimpfen, berichtet der Journalist Joshua Green in einem vom Magazin "Atlantic" veröffentlichten Artikel, für den er nach eigenen Angaben Hunderte interner Dokumente ausgewertet hat.
Chefstratege Mark Penn drängte Hillary Clinton demnach im Frühjahr, Obamas Jugendzeit in Hawaii und Indonesien zu thematisieren und als "unamerikanisch" hinzustellen. Obamas "Verwurzelung in den grundlegenden amerikanischen Werten und der Kultur ist allenfalls begrenzt", schrieb Penn in einer Notiz. Clinton habe sich letztlich gegen den Vorschlag ihre Beraters entschieden, weil sie den Vorwurf des Rassismus fürchtete, heißt es in dem Artikel.
Zu Beginn des Vorwahlkampfes hatte Penn offenkundig Obamas Wahlchancen zunächst weit unterschätzt. "Die Rechte weiß, dass Obama allenfalls gegen Attila den Hunnenkönig eine Wahlchance hätte", schrieb Penn.
Streit um Strategie
Nach Obamas ersten Erfolgen habe innerhalb von Clintons Team ein monatelanger erbittert ausgetragener Streit um die Strategie gegen den Senator von Illinois eingesetzt. Die Debatte sei von persönlichen Angriffen in einer giftigen Atmosphäre geprägt gewesen, ohne dass Clinton in der Auseinandersetzung die Führung übernommen hätte. "Clinton begründete ihre Kandidatur mit ihrer Führungsstärke", resümiert Green auf Grundlage der ausgewerteten Dokumente. "In Wahrheit ist sie nie wie eine Chefin aufgetreten, und ihre Berater wurden zu ihrer Achillesferse."
"Aufschlussreiches" Telefonat
Die Stimmung wird illustriert durch den Verlauf einer Telefonkonferenz, in der Clinton nach Obamas Sieg in Iowa ihre Berater um Vorschläge für eine Neuausrichtung bat. Diese Bitte sei mit Schweigen quittiert worden, zitiert der Autor des Artikels eine Quelle. Hillary Clinton habe daraufhin wütend das Gespräch beendet mit den Worten: "Das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch, hier mit mir selbst zu sprechen."
Im März dann habe der demokratische Parteistratege Robert Barnett in einem Papier an das in Streitigkeiten verwickelte Team seinem Ärger Luft gemacht: "Dieses gegenseitige Erschießungskommando ist unattraktiv, unprofessionell, skrupellos und inakzeptabel." (APA)