Beirut/Kairo - Der 13. August hätte ins libanesische politische Jahrbuch als historischer Stichtag für ein neues Kapitel in den Beziehungen zum syrischen Nachbar eingehen sollen. Unbekannte Attentäter haben dafür gesorgt, dass er zu einem der schwärzesten Tage für das wichtigste nationale Symbol, die Armee, wurde. Während der morgendlichen Stoßzeit explodierte in einer belebten Geschäftsstraße in Tripoli eine Bombe, die in der Nähe einer Busstation deponiert worden war, wo sich meist viele Soldaten aufhalten. Durch ihre zerstörerische Kraft starben 18 Menschen, darunter neun Soldaten, über 40 Personen wurden verletzt.

Unruhige Metropole

Die nordlibanesische Metropole war in den letzten Wochen Schauplatz von Kämpfen zwischen Milizen eines sunnitischen und eines alawitischen Stadtteils. Und 2007 musste die Armee einen Aufstand sunnitischer Extremisten im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared niederringen.

In einem Interview mit dem Fernsehsender Al-Jazeera machte ein lokaler Parlamentsabgeordneter für die Bluttat Kräfte verantwortlich, die gegen die schrittweise Stabilisierung des Libanon arbeiten würden. Erst am Dienstag hatte das Parlament in Beirut der Regierung der nationalen Einheit unter Premier Fuad Siniora mit großer Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. In der neuen Regierung verfügt die Opposition unter Führung der schiitischen Hisbollah über Veto-Stärke.

Der Abstimmung war eine hitzige Debatte über mehrere Tage vorausgegangen. Hauptstreitpunkt war die Rolle der Waffen der Hisbollah. Eine Lösung für dieses Problem soll nun im Rahmen einer neuen Verteidigungsstrategie gefunden werden, die in einem vom Präsidenten initiierten nationalen Dialog ausgearbeitet werden muss.

Eine funktionsfähige Regierung war für den neuen Präsidenten Michel Suleiman die Voraussetzung für seinen als zukunftsweisend gepriesenen Besuch in Damaskus, den er am Mittwoch begonnen hat. Seit dem Mordkomplott gegen Ex-Premier Rafik Hariri im Februar 2005, dessen Urheber viele in Syrien suchen, sind die Beziehungen zwischen den Nachbarn frostig.

Zum ersten Mal seit der Gründung des Libanons wollen die beiden Länder gegenseitige diplomatische Vertretungen einrichten. Suleiman hat während seiner zweitägigen Visite bei Präsident Bashar al-Assad mehrere heikle Dossiers im Gepäck. Dazu zählt die Demarkation der Staatsgrenzen. Die libanesische Regierungsmehrheit und die Opposition sind sich in diesem Punkt ausnahmsweise einig: Beide wollen gute Beziehungen mit Syrien. (Astrid Frefel/DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)