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Ja, was ärgert er sich? Er hat ja gewonnen.

Foto: APA/Fohringer

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Daumen nach oben und Hut ab vor der Leistung von Sybille Bammer.

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Peking - Österreichs Tennisspieler bleiben die positive Überraschung bei Olympia in Peking. Jürgen Melzer und Sybille Bammer gewannen am Mittwoch in Peking fast im Gleichmarsch auch ihre Drittrundenspiele und erreichten damit das Viertelfinale. Jeweils ein Sieg noch, und es geht für beide am Freitag bereits um eine Medaille. Denn die Halbfinal-Verlierer spielen beim olympischen Tennisturnier um Bronze.

Der Aufstieg ins Halbfinale wird aber äußert hart, wenn nicht gar unmöglich. Denn während die Oberösterreicherin nach ihrem umkämpften 7:5,6:4-Sieg gegen die Tschechin Lucie Safarowa am Donnerstag im Olympic Green Tennis Center gegen die als Nummer neun gesetzte Russin Wera Swonarewa um einen Platz im Halbfinale kämpft, spielt Melzer auf dem Centre-Court im absoluten Knüller gegen den spanischen Superstar Rafael Nadal.

Melzer schneller als Nadal

Zumindest am Mittwoch zeigte Melzer aber sogar eine überzeugendere Leistung als Nadal, der am kommenden Montag Roger Federer als Nummer eins im Welttennis ablösen wird. Während der Österreicher im Achtelfinale den taiwanesischen Murray-Bezwinger Lu Yen-Hsun in 65 Minuten mit 6:2,6:4 vom Platz schoss, benötigte der spanische Kraftprotz mit der schnellen Hand für das 6:4,6:2 gegen den Russen Igor Andrejew eine halbe Stunde länger.

Sein erstes Match gegen Nadal war für Melzer klarerweise etwas ganz Besonderes. "Auf dem Centre-Court bei Olympia im Viertelfinale gegen Nadal. Dieses Match wird sicher zu den den größten Partien meines Lebens zählen", meinte der 27-jährige Österreicher, der mit dem Spanier weder gespielt noch jemals trainiert hat. "Eine Kampfmaschine, die nie aufgibt. Er ist aber sonst ganz nett, nur trennen uns halt Sprachbarrieren", betonte Melzer. Die Partie gegen Nadal geht als drittes Match auf dem Centre Court über die Bühne. Zuvor finden ab 10.00 Uhr MESZ ein Herren und ein Dameneinzel statt.

Nadal, der bis zu seiner kürzlichen Halbfinalniederlage gegen Novak Djokovic in Cincinnati 32 Spiele in Folge gewonnen hatte, ist natürlich der haushohe Favorit. "Natürlich kenne ich Jürgen. Ein sehr guter und aggressiver Spieler, der mich nicht in den Rhythmus kommen lassen wird", zeigte der der 22-jährige Mallorquiner durchaus Respekt. Melzer wusste über Nadal: "Alle sagen, dass sein Vorhandspin ein Wahnsinn sein soll. Die lasse ich also aus."

Der Niederösterreicher glaubte aber dennoch fest an seine Chance. "Er ist zwar die künftige Nummer eins und hat zuletzt alles gewonnen, wo er angetreten ist. Ich muss es aber sehen wie jedes andere Match, zudem ist der Belag am Centre-Court deutlich schneller. Ich werde versuchen, ihn mit Serve-Volley unter Druck zu setzen. Als Linkshänder kann ich ihm wehtun!"

Bammer freut sich "irrsinnig

Bammer fehlten nach dem dritten Sieg fast die Worte. "Ich freu' mich irrsinnig, obwohl ich mir das Leben selbst schwer gemacht habe, weil ich mich über meine Fehler so sehr geärgert habe", sagte die Oberösterreicherin.

Bammer hat gegen Swonarewa eine fast bessere Chance als Melzer auf einen Halbfinalplatz. "Ana Ivanovic wäre mir eigentlich fast besser gelegen", lautete Bammers bemerkenswerte Reaktion auf das verletzungsbedingte Fehlen der Ex-Nummer-Eins. "Ranglisten spielen in dieser Phase keine Rolle mehr", erklärte die Ottensheimerin, die über das auch mit Weltranglisten-Punkten versehene Hartplatz-Turnier meinte: "Wenn ich eine Medaille hole, ist das sicher mein bisher größtes Erlebnis. Momentan bin ich froh, dass ich noch dabei bin." Das Spiel von Bammer geht am Donnerstag ab 10.00 Uhr in Szene.

Sowohl Bammer als auch Melzer haben in der Schwüle von Peking bisher freilich schon viel Substanz liegen lassen. "Ich habe immer wieder Krämpfe, muss meinen Körper ständig mit Salz auffüllen", erklärte Bammer, während Melzer auch noch zusätzlich mit Julian Knowle im Doppelbewerb spielte. "Ich suche noch immer den LKW-Fahrer, der über mich drüber gefahren ist", witzelte er vor dem Match gegen die Topfavoriten Bob und Mike Bryan. Die Österreicher verloren das Spiel gegen die Amerikaner in zwei Sätzen.

Nicht damit gerechnet

Melzer und Bammer sind damit die erfreulichen Überraschungen in Österreichs Olympia-Equipe, nachdem ihre Nominierung mangels ÖOC-Limits bis zuletzt an einem seidenen Faden gehangen und Tamira Paszek sogar zu Hause gelassen worden war. "Mit dem Viertelfinale hätte ich nie gerechnet. Das ist ein großer Erfolg, denn man muss sehr gute Leute schlagen, um dorthin zu kommen", meinte Melzer.

Bammer hoffte, dass deshalb Tennis zu Hause richtig ins Boomen kommt. "Mit Tamira wäre vielleicht sogar ein österreichisches Halbfinale möglich gewesen, dann hätten wir eine Medaille fix", ulkte sie. Ihr Trainer Jürgen Waber hielt fest: "Es ist überragend für Österreichs Tennis, wenn man in einer Weltsportart, in der die Besten der Besten spielen, bei Olympia zwei Spieler im Viertelfinale hat."(APA)