Banja Luka/Belgrad - Der serbische Militärnachrichtendienst VBA verhandle mit dem einstigen Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, über dessen Überstellung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal. Dies berichteten bosnisch-serbische Medien am Dienstag unter Berufung auf als zuverlässig bezeichnete Quellen beim Geheimdienst.

Nach der Festnahme des einstigen Präsidenten der bosnischen Republika Srpska, Radovan Karadzic, seien die serbischen Behörden entschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht abzuschließen, schreiben die Tageszeitungen "Nezavisne novine" und "Glas Srpske".

Bereit für die Festnahme

Mladic hat den Nachrichtendienstkreisen zufolge noch keine Entscheidung getroffen, sich zu stellen, da nicht nur der "Preis, den Mladic für die Übergabe verlangt", sondern "auch etwaige Sanktionen, falls er sie zurückweist, hoch sind". Das offizielle Belgrad sei bereit, Mladic festzunehmen, berichtete "Nezavisne novine", auch wenn es der Regierung lieber wäre, würde er sich freiwillig stellen.

Tatsächlich hat der serbische Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, der Verhaftung von Mladic und des ebenfalls flüchtigen Haager Angeklagten Goran Hadzic Anfang August oberste Priorität eingeräumt. Wie dieses Ziel aber erreicht werde, "werde ich bestimmt nicht im Voraus ankündigen", sagte Vukcevic.

Mladic in Belgrad vermutet

Die Anklage des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) wirft Mladic wie Karadzic im Zusammenhang mit dem Massaker in Srebrenica 1995 Genozid sowie weitere Kriegserbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-1995) vor. Anders als sein politischer Chef Karadzic hatte Ex-General Mladic nach Kriegsende jahrelang in Belgrad gelebt und war erst 2002 untergetaucht. Eine Zeitlang versteckte er sich daraufhin in serbischen Militäranlagen, dann wohnte er in Mietwohnungen in Belgrad, wie später bekanntwurde. Mladic wird weiterhin in der serbischen Hauptstadt vermutet, wo auch Karadzic am 21. Juli festgenommen wurde.

Die EU hatte die Verhaftung von Karadzic begrüßt, forderte aber von Belgrad, "die zwei letzten flüchtigen Angeklagten ausfindig zu machen und nach Den Haag zu überstellen". Von der vollen Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht hängt die weitere EU-Annäherung Serbiens ab, die sich die serbische Regierung unter Führung der Demokraten von Staatschef Boris Tadic auf die Fahnen geschrieben hat. (APA)