Wien - Eine Absetzbewegung vom Automobil ist angesichts der hohen Spritpreise in den Zulassungsstatistiken bisher nicht zu erkennen, denn zwischen Jänner und Juli 2008 wurden in Österreich um 1,7 Prozent mehr neue Personenautos erstmals für den Verkehr zugelassen als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres. Allerdings ist ein Trend zu erkennen: Die Autokäufer verlegen sich zunehmend auf schwächere und somit verbrauchsärmere Fahrzeuge (zumindest auf dem Papier, denn ein guter Teil des Treibstoffverbrauchs eines Automobils ist noch immer vom Fahrstil des jeweiligen Lenkers abhängig).
Vor allem im Monat Juli wird der Trend eindeutig: In der Leistungsklasse zwischen 41 und 55 Kilowatt, das entspricht 56 bis 75 PS, wurden um fast dreißig Prozent mehr Autos zugelassen als im Juli 2007. In dieser Klasse sind üblicherweise Kleinwagen, Stadtwagen und Microvans zu finden - alles Segmente, die in jüngster Zeit von den Herstellern wieder forciert werden. In den Segmenten 56 bis 67 kW (77 bis 92 PS) und 68 bis 89 kW (93 bis 121 PS) gab es Rückgänge in Höhe von 2,6 und 15,4 Prozent. Bei den Autos über 89 kW (121 PS) - meistens doch obere Mittelklasse-Autos bis zu großen Geländeautos (SUVs) und Sportwagen, aber auch stark motorisierte Kompaktautos - wurden fast zehn Prozent weniger Neuwagen zwischen Eisenstadt und Bregenz angemeldet.
Insgesamt war der Juli um fast vier Prozent schwächer als der Vergleichsmonat 2007.
In der Autobranche wurde derartiges bereits erwartet: Denn der Juli 2008 ist das Monat eins nach Einführung neuer CO2-Abgaben, die Benzinschlucker zum Teil empfindlich teuer gemacht haben. Im Juni wurden deswegen auch "Vorziehkäufe" größerer, stärkerer und damit spritfressender Automobile registriert. Die Statistik sprang um Juni über alle Fahrzeugklassen um fast elf Prozent. Im Juni wurden um eine Drittel mehr Autos zugelassen als im Juli. Kumuliert, sprich über alle sieben Monate gerechnet, hat das Vorziehen bewirkt, dass in der 121-PS-plus-Klasse noch immer um 5,6 Prozent mehr Neuzulassungen zu verzeichnen waren als 2007.
Seitens der Importeure heißt es, dass die Kunden auch nicht unbedingt die Größe der Fahrzeuge wechseln, da die Bedürfnisse an Kofferrauminhalt oder die Anzahl der Sitze sich nicht so rasch änderten. Es werde vielmehr beim Neukauf innerhalb einer verfügbaren Antriebspalette zunehmend zum schwächeren, verbrauchsärmeren Motor gegriffen.
Eine weitere Entwicklung auf dem Treibstoffmarkt hat sich in der Statistik niedergeschlagen: Bei Diesel sind die Teuerungsraten mit 44 Prozent am deutlichsten, dementsprechend rückläufig ist die Nachfrage nach Selbstzünder-Autos. Während die Neuzulassungen benzinbetriebener Pkw um fast zehn Prozent zulegten, gingen jene der dieselbetriebenen Pkw um vier Prozent zurück.
Im Juli alleine waren die Veränderungen extremer: minus 23 Prozent bei Dieslern, plus 18 Prozent bei Benzinern. Die Juli-Dieselquote liegt somit bei 44 Prozent. Es gab Zeiten, da hatte sie in Einzelmonaten weit über 70 Prozent betragen - womit Österreich als das Dieselland in Europa galt. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, der Dieselmotor hat zwar noch einen Verbrauchvorteil, der Steuervorteil bei der Mineralölsteuer wurde durch den höheren Marktpreis des Produktes egalisiert. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)