Tokio  - In Japan wächst nach dem stärksten Wirtschaftseinbruch seit sieben Jahren die Angst vor einer Rezession. Angesichts der stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten schränkten Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben von April bis Juni deutlich ein. Zudem schrumpften die Exporte in die asiatischen Schwellenländer kräftig.

Dadurch sank das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal preisbereinigt um 0,6 Prozent zum Vorquartal, wie am Mittwoch aus vorläufigen Zahlen hervorging. Damit mehren sich die Zeichen, dass die längste Wachstumsphase der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihr Ende erreicht hat.

Analysten hatten im Schnitt einen solchen Rückgang erwartet. Zuletzt war die Wirtschaftsleistung von Juli bis September 2001 stärker zurückgegangen, als Japan unter dem Platzen der Internetblase litt. "Die Daten hinterlassen bei uns den Eindruck, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgeglitten ist", sagte Chefvolkswirt Takahide Kiuchi von Nomura Securities.

Experten uneinig

Uneinig sind Experten, ob die Wirtschaft im laufenden Quartal weiter schrumpft. Unumstritten ist dagegen, dass Japan nur langsam wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden dürfte. Allerdings ist nach Einschätzung vieler Experten die Wirtschaft besser auf einen Rückgang vorbereitet als bei zurückliegenden Schwächephasen. "Zwar nahmen die operativen Gewinne im Vorjahresvergleich ab, ein deutlicher Einbruch wie im Jahr 2001 ist aber nicht zu verzeichnen", schrieben die Analysten der WestLB.

Erstmals seit zwei Jahren ging der private Konsum zurück. Steigende Lebenshaltungskosten und ein schwächelnder Arbeitsmarkt belasteten die Stimmung der Verbraucher. Im zweiten Quartal gaben die Konsumenten deswegen 0,5 Prozent weniger aus als im Vorquartal. "Die Preise steigen in den Himmel, unsere Einkommen nicht", sagte ein 58-jähriger Teilzeit-Angestellter. "Unsere Nation als Ganzes ist demoralisiert." Der Konsum macht in Japan mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus.

Die Ausfuhren sanken ebenfalls kräftig. Den Konzernen macht dabei die Schwäche der Weltwirtschaft zu schaffen, die von den USA ausgeht und inzwischen auch die Schwellenländer in Asien erfasst hat.

Aufs Jahr hochgerechnet ging das Wirtschaftswachstum um 2,4 Prozent zurück. Die deutschen Wachstumsdaten sollen am Donnerstag vorgelegt werden. Dabei gilt ein Rückgang der Wirtschaftsleistung als sicher. Von Reuters befragte Analysten erwarten im Schnitt einen Rückgang um 0,8 Prozent. Dabei reicht die Spanne von minus 0,1 bis minus 1,1 Prozent. (APA/Reuters)