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Angela Merkel putzt sich die Nase - In Indien wäre das bei Tisch unmöglich.

Wien - Sich so richtig blamieren ist ganz einfach - vor allem im Urlaub. Manchmal kommt es noch schlimmer: Ein Urlaubsfotos Arm in Arm mit der Buddha-Statue und schon klicken die Handschellen. In Thailand etwa, kann das bitterer Ernst werden. Vor allem Fernreisende sollten sich mit Religion und Tradition im Urlaubsland auseinandersetzen, rät ÖAMTC-Touristikerin Silvie Bergant. Gesten mit der Hand, allzugroße Freizügigkeit oder lautes Lachen können schnell missinterpretiert und ganz und gar nicht nett gemeint verstanden werden.

Absolute Rangregeln

"Ladies first" gilt in China nicht, ganz im Gegenteil. Die konfuzianische Gesellschaft kennt eine klare Hierarchie: Vorgesetzte über Untergebenen, KundInnen über VerkäuferInnen, Ältere über Jüngere und Männer über Frauen. Höflichkeit verstehen ChinesInnen darin, nicht direkt zu sagen, was man will und was nicht. Wenn sie sagen "Ja, ich werde Sie gerne zu dem Treffen begleiten, es kann aber sein, dass ich zu der Zeit Besuch von Verwandten bekomme", heißt das ungefähr so viel wie "nein, ich werde nicht mitkommen".

In China, Japan und Südostasien sollte man den GastgeberInnen übrigens keine weißen Blumen oder weiß eingepackte Geschenke mitbringen. Weiß ist dort im Gegensatz zum europäischen Raum die Farbe des Todes. Auch Essstäbchen sollte man nie senkrecht in eine Reisschüssel stecken. Das erinnert nämlich an Räucherstäbchen, die für Verstorbene angezündet werden.

Tischmanieren

In Indien darf man seine Tischsitten aber getrost herunterschrauben: Rülpsen, ausspucken oder gut sichtbar die Zähne reinigen, sind völlig normal. Absolut unmöglich finden es Inder hingegen, wenn man sich bei Tisch schnäuzt. Das gleiche gilt für chinesische Restaurants: Schlürfen, schmatzen, sogar aufstoßen ist erlaubt.

Frankreich ist das Land mit den strengsten Tischmanieren: Schlürfen und Schmatzen sind absolut verpönt. Selbst dem gebratenen Huhn oder dem Obst, das als Nachspeise gereicht wird, rückt man mit Messer und Gabel zu Leibe. Eine heiße Suppe blasen oder Soßenreste mit dem Brot auftunken, ist tabu.

Je mehr und genussvoller der Gast in der Türkei isst, desto mehr fühlt sich der Gastgeber geehrt. Wenn man satt ist, sollte man aber von der Tafel entschieden abrücken und erklären, dass man voll ist. Ein Lob für das Essen würde unweigerlich dazu führen, dass einem noch mehr aufgetischt wird.

Gefühlsausbrüche aller Art sind in in China, Japan und Südostasien peinlich. Beim Lachen hält man also die Hand vor den Mund, Zähne zeigen gilt als unanständig, lautes Lachen sowieso.

Kleiderordnung

Sexy T-Shirts und Schlabbershorts gelten in vielen Länder als kleidertechnischer Unfall: In Ägypten, der Türkei, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Indien heißt es außerhalb von Hotelanlagen darauf zu achten, was man trägt. Die indische Kleiderordnung ist konservativ und faltenfrei. Frauen sollten ihre Schultern und Beine bedeckt halten, zu viel Haut zu zeigen gilt als anstößig. Ebenso verpönt sind Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit.

Missverständliche Begriffe

In Spanien heißt es aufpassen beim Getränkebestellen. "Cola" beispielsweise ist das spanische Wort für Schwanz. Das könnte als Obszönität aufgefasst werden. Am besten fügt man daher die Markenbezeichnung hinzu und bestellt ein "Coca Cola".

In einer französischen Bäckerei sollte man auch kein "Baiser" bestellen. "Baiser" ist im Französischen aber auch ein ziemlich derber Ausdruck für "Geschlechtsverkehr haben". Das korrekte Wort für das Zuckergebäck lautet "meringue".

 

In den USA sucht man, wenn man aufs Klo muss, besser den "bathroom". Das Wort "toilet" wirkt ordinär, besonders wenn es eine Frau sagt.

Wer ständig zu spät kommt, wird sich in Mittel- und Südamerika, aber auch in Spanien wohl fühlen. "Unpünktlichkeit" gehört dort fast zum guten Ton. (APA)