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Michail Saakaschwil: "Russland die alte Sowjetunion wiederherstellen."

Foto: AP/Shakh Aivazov

Moskau - Der georgische Präsident Michail Saakaschwili hat vor einem groß angelegten Eroberungsfeldzug russischer Streitkräfte in Europa gewarnt und die USA erneut um Hilfe angerufen. Das Baltikum und die Ukraine könnten nach dem Einfall hunderter russischer Panzer in Georgien schon die nächsten Länder sein, sagte Saakaschwili am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Der georgische Politiker warf Russland vor, trotz der bilateralen Waffenstillstands-Erklärung weiter nach Tiflis vorzudringen. Es seien 50 Panzer in der Stadt Gori, etwa 60 Kilometer vor Tiflis, sagte der 40-jährige Politiker. Moskau hatte dies dementiert. Russische Truppen hätten bereits alle Wirtschafts- und Versorgungswege unter ihrer Kontrolle, sagte Saakaschwili weiter.

"Bis zum letzten Blutstropfen"

Die russischen Truppen versuchen nach den Worten Saakaschwilis, die georgische Hauptstadt Tiflis zu umzingeln. Russische Einheiten seien auf dem Weg Richtung Tiflis, sagte Saakaschwili am Mittwoch dem US-Nachrichtensender CNN. "Wir werden unsere Hauptstadt bis zum letzten Tropfen unseres Blutes verteidigen. Wir werden uns niemals den Russen ergeben", sagte Saakaschwili.Der georgische Vize-Innenministerin Ekaterine Zguladze gab am Mittwochnachmittag ein gegenteiliges Statement ab: "Ich möchte alle Anwesenden beruhigen: Die Russen rücken nicht auf Tiflis vor."

"Russland bestraft unsere Demokratie"

"Es geht nicht nur um Georgien", sagte Saakaschwili an die Adresse der USA. Washington müsse schleunigst Widerstand in Europa organisieren. Russland wolle die alte Sowjetunion wiederherstellen. Es handele sich um dasselbe Vormachtsdenken wie bei früheren Einmärschen der sowjetischen Truppen. Saakaschwili verwies auf Ungarn 1953 und Prag 1968. "Russland bestraft unsere Demokratie."

"Ich liebe Amerika", sagte der 40-Jährige. Er habe immer alle vor Russland gewarnt. "Wir werden uns nicht ergeben." Die russische Armee "plündert und brandschatzt unsere Städte". Es gebe eine humanitäre Katastrophe riesigen Ausmaßes. Die Zahl der Flüchtlinge könne auf 180.000 steigen. Saakaschwili sprach von einer "brutalen und barbarischen Okkupation" durch Russland. Vorige Woche seien 1200 russische Panzer binnen weniger Stunden nach Georgien eingefallen. "Nicht einmal Amerika ist zu so etwas in der Lage", sagte Saakaschwili. (APA/dpa)