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Ein Agent (Adam Sandler) kommt nicht zur Ruhe.

Foto: AP/Columbia

Wien - Üblicherweise enden Agentenfilme so: Der Held verfügt sich nach getaner Arbeit in den Urlaub. Sonne, Strand, Gespielin. Hier schlendert der Mann jedoch zu Beginn zufrieden mit sich am Meer entlang, fängt da mal schnell mit den Pobacken einen Wurfball oder steht nackig hinterm Grill. Wenn dann ein Hubschrauber landet, der ihn zum Dienst holt? Dann läuft etwas falsch, nicht nur im Kino, auch im Agentenleben. Der Zohan, die Geheimwaffe des Mossad, hat die Nase voll. Er nutzt den Einsatz gegen seinen alten palästinensischen Kontrahenten, das Phantom (John Turturro), und taucht buchstäblich unter. Unter dem Künstlernamen Scrappy Coco möchte er in New York auf Friseur umschulen, denn: "Haare sind schön und friedlich."

Leg dich nicht mit Zohan an heißt Denis Dugans herrlich irrwitzige Komödie, die US-Komiker Adam Sandler auf den Leib geschrieben ist (Sandler selbst hat am Drehbuch mitgeschrieben). Leib ist da ein gutes Stichwort, denn zum einen geht es hier recht physisch zur Sache - siehe: Pobacken, Liegestütze ohne Hände, Fußtritt beidbeinig. Zum anderen geht es aber auch um das brachialhumoristische Abarbeiten an Zuschreibungen, die an den zeitgenössischen Körpern haften oder diese durchdringen. An Identitäten, die Oppositionen, Widersprüche und Widerstände produzieren: Mann, Frau, Jude, Araber, Amerikaner, Schwuler, alt, potent, attraktiv etc.

Der Zohan wird nämlich vom "Rembrandt mit der Granate" zum Traum älterer Frauen. Den in Ehren Ergrauten wird das Haupt massiert, das Haar geschnitten. Dann geht es ab ins Hinterzimmer. Dass der marode Salon der Palästinenserin Dalia (Emanuelle Chriqui) wieder floriert, versteht sich.

Der Film ist zotig - aber wenn der Zohan einen neuen Freund zum "Muschicheckele" in der Disco überredet, dann klingt das nicht überzeugend chauvinistisch. Überhaupt: wie die hier reden. Im US-Original hat sich Sandler die Parodie eines hebräischen Akzents verpasst (und seinen Gegenspielern das entsprechende Gegenstück). Für die Synchronfassung hat man sich für ein unspezifischeres Pidgin-Deutsch entschieden. Aber "Nitroglutscherin" klingt auch nicht schlecht.

Der Zohan, der nicht kämpfen will, wird nämlich irgendwann von palästinensischen Exilanten erkannt. Die Hisbollah-Hotline ist besetzt. Also holen sich die Amateure den Bombenbauplan aus dem Internet. Es wird gefährlich. Der Film, der dann einen US-Spekulanten als Drahtzieher und Nutznießer der Fortführung des Nahostkonflikts in einem New Yorker Straßenzug entlarvt, ist womöglich nicht halb so dumm, wie er sich stellt. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.8.2008)