Yunus Evren, Sascha Cerimovic und Ermeas Kaza (v. links oben) alias Rafet, Milan und Jamal am Filmset von "Tschuschen: Power". Im Oktober startet die Jugendserie auf ORF 1.

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(v.l.n.r.): Ulas Aksit ('Selim'), Yunus Evren ('Rafet'), Kamyar Ketabian ('Karim'), Nikolai Gemel ('Xaver'), Ermeas Kaza ('Jamal'), Sascha Cerimovic ('Milan').

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Wien - Madersperger Straße 10, 16.Wiener Gemeindebezirk. Brütende Hitze, kaum jemand ist auf der Straße. An diesem Dienstagnachmittag werden die letzten Szenen der neuen ORF-Jugendserie "Tschuschen:Power" gedreht. Der Drehort Ottakring liegt auf der Hand: Dort leben viele Migranten, dort vermutet so mancher den Gemeindebau als Ghetto, und dorthin begeben sich Politiker vor Wahlen auf Stimmenfang.

Im Haus Nummer 10, im und vor dem dritten Stock, staut es sich im Stiegenhaus. Filmcrew und Schauspieler drängen sich zwischen Kleidersäcken und anderem Material. In einer engen, stickigen Wohnung, deren Fenster geschlossen und abgedunkelt sind, weil eine Abendszene gedreht wird, mahnt man zur Ruhe.

Die Statisten haben sich zu einem "Elternabend" zusammengefunden, bringen sich in Position und bewegen bei ihren angeregten Gesprächen stumm die Lippen. Die Setmitarbeiter eilen aus dem Bild und in die Ecken des giftgrün ausgemalten Raumes, wo ein üppiges Buffet aufgebaut ist. "Und bitte!" , lautet die Regieanweisung. Die Klappe fällt.

Film ab für Klischees

In dieser Szene kommt Rafets Vater (Ali Can Güzel) nach Hause und erlebt eine Überraschung. Sein Sohn hat ohne sein Wissen den Elternabend zu sich nach Hause geholt, weil sein Vater keine Anstalten macht, sich zu integrieren. Mit diesen und ähnlichen Alltagsproblemen schlagen sich zehn Wiener Jugendliche mit Migrationshintergrund in fünf Folgen "Tschuschen:Power" herum.

Die "Tschuschen" kommen aus Serbien, Persien, der Türkei, China und Österreich (Quote!) und werden von zehn talentierten Laiendarstellern, fünf Burschen und fünf Mädels, zwischen 16 und 18Jahren gespielt. Sie stellen mehr oder weniger sich selbst dar: Gecastet wurden sie nach ihrem Aussehen und Auftreten. Sascha Cerimovic, der Milan, das Kind von serbischen Einwanderern spielt, hat nicht nur seine Haare für die Produktion blond gefärbt, sondern auch seinen Job bei McDonald's gekündigt.

Regisseur Jakob M. Erwa ("Heile Welt" , Diagonale-Preis 2007), der auch die Idee zu der Serie hatte, hat sie auf seinen Recherchestreifzügen durch Grätzel und Discos in Wien aufgestöbert. Die Serie lebt von ihren Darstellern und vielen Klischees - die auf komödiantische Art gut aufgehen.

Der Titel zur Serie wird in der ersten Folge erklärt: Nach einer Schlägerei im Prater und vor der Polizei auf der Flucht, treffen die fünf Burschen auf eine Trommlergruppe. Sie werden als Breakdancer angeheuert und müssen auf die Schnelle einen Namen finden. "Tschuschen:Power" ist geboren. Wobei das Schimpfwort "Tschusch" eine Aufwertung erfährt. "Wir sind eine andere Generation" , sagt Yunus Evren alias Rafet.

Mit der Serie schaffen es jene ins Hauptabendprogramm (Samstag, 19 Uhr), die im ORF bisher gefehlt haben: jugendliche Migranten. (Marijana Miljković, DER STANDARD; Printausgabe, 14.8.2008)