Boston - Die Hormonersatztherapie nach der Menopause mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen ist wegen des dadurch bedingten erhöhten Brustkrebs-, Eierstockkrebs-, Herzkreislauf- und Schlaganfallrisikos in Verruf gekommen. Aus dem Grund wurde nach anderen Möglichkeiten wurde gesucht.

Substanz Tibolon

Manche ExpertInnenen setzten dabei auf die synthetische Substanz Tibolon. Doch eine neue Studie zeigt, dass die Angelegenheit weiterhin ein zweischneidiges Schwert ist. Gegen Osteoporose wirkt die Substanz, dafür stellt sich ein doppeltes Schlaganfallrisiko bei den Behandelten ein.

Die international durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung wird in der neuesten Ausgabe des "New England Journal of Medicine" (14. August) publiziert. 4.538 Frauen mit dokumentiertem Knochenschwund im Alter zwischen 60 und 85 Jahren wurden aufgenommen. Sie mussten eine stark verringerte Knochendichte aufweisen. Die Hälfte der Probandinnen bekam täglich 1,25 Milligramm Tibolon oder ein Placebo.

Die Studie war auf drei Jahre plus einer möglichen Verlängerung um zwei Jahre angelegt, wurde aber nach drei Jahren wegen eines Anstiegs der Schlaganfallrate in der Tibolon-Gruppe abgebrochen. Der Wirkstoff ist eine Substanz, die hormonähnliche Effekte auf bestimmte Gewebetypen ausübt. Dazu gehören ein verstärkter Knochenaufbau, die Minderung von Wechselbeschwerden etc.

Zwiespältige Resultate

Die nun vorliegenden endgültigen Resultate sind zwiespältig. So sank das Risiko für neuerliche Wirbelkörpereinbrüche bei den Behandelten um 45 Prozent, das von anderen Knochenbrüchen um 26 Prozent. Invasiver Brustkrebs war bei diesen Probandinnen um 68 Prozent seltener, Dickdarmkrebs trat um 69 Prozent weniger häufig auf. Dafür erhöhte sich die Häufigkeit von Schlaganfällen um den Faktor 2,19. Damit ist offenbar auch diese Substanz nicht "ideal", was die potenziellen Nebenwirkungen betrifft. In der One Million Women Study aus Großbritannien war unter Verwendung von Tibolon das Brustkrebsrisiko um 45 Prozent erhöht gewesen, in der neuen Studie zeigte sich das Gegenteil.

In Österreich raten viele ExpertInnen nur dann zum Hormonersatz, wenn die Wechselbeschwerden sehr stark und anders nicht beeinflussbar sind. Die Hormone oder ähnliche Mittel sollten so kurz und in so geringer Dosis eingenommen werden wie nur irgendwie möglich. Zur Behandlung der Osteoporose aber stehen mittlerweile sehr gut wirkende und auch gut verträgliche Medikamente zur Verfügung, die hoch wirksam sind. (APA)