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Viele Holzverarbeiter müssen sich nach der Decke strecken.

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Wien - Die Immobilienkrise schlägt auf die Holzindustrie durch. Sägekonzernen bricht nicht nur in den USA, sondern mittlerweile auch in Europa der Absatz weg. Märkte wie Spanien, England und seit kurzem Italien lassen aus. Die Flaute trifft die Branche dabei zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Die Säger haben ihre Kapazitäten in Europa erst in den vergangenen Jahren um mehrere Millionen Kubikmeter Schnittholz ausgebaut. Die Folge: Der Großteil der Produzenten fährt heuer in die roten Zahlen.

Der Konjunktureinbruch wirke sich stärker aus als viele wahrhaben wollten, und der Bau sei davon erheblich betroffen, sagt Hans Michael Offner, Kärntner Holzunternehmer und Obmann der österreichischen Sägeindustrie. Auf lange Sicht sei die Holzbranche auf dem Weg bergauf, denn Holz gewinne als Baustoff gegenüber Beton und Stahl an Boden. "Derzeit stecken wir aber in einer Krise, jeder ist verunsichert." In Österreich haben die Verarbeiter den Holzeinschnitt in Folge um zwölf bis 13 Prozent gedrosselt. Dennoch drohen viele auf ihrer Ware sitzen zu bleiben.

Der Preis für Schnittholz sei seit Jänner um gut 16 Prozent gefallen, rechnet Offner vor. Verbilligt habe sich seither auch Rundholz, Grund war der Windwurf Paula. Eine Studie des Wifo, wonach die Forstwirte bald wieder auf mehr Geld hoffen dürften, etwa aufgrund wachsender Nachfrage aus China, lässt er nicht gelten: Die angespannte Wirtschaftslage lasse das nicht zu.

Mayr-Melnhof schneidet als einer der größten europäischen Verarbeiter jährlich rund zwei Millionen Festmeter Holz ein. "Auch wir haben den Einschnitt heuer an allen Standorten um zehn bis 15 Prozent reduziert", sagt Vorstandschef Josef Dringel dem STANDARD. Es sei ohne Jobabbau passiert, neue Zeitarbeitsmodelle seien jedoch in der Branche mittlerweile an der Tagesordnung. Man habe alle Hände voll zu tun, vernünftige Preise zu erzielen, und: "Wir verdienen weniger".

Der Sägeriese lässt sich bei seiner Expansion dennoch nicht einbremsen. Derzeit fließen fast 150 Mio. Euro in zwei neue Produktionen in Russland. In den bestehenden Werken wird die Wertschöpfung weiter erhöht. Seit April gibt Mayr-Melnhof zudem bei der Stallinger-Kaufmann-Gruppe als neuer Eigentümer den Schritt vor. Gemeinsam soll der Umsatz heuer mit 2000 Mitarbeitern von 400 auf 640 Mio. Euro steigen. "Wer im Konzert mitspielen will, für den ist Größe unerlässlich", sagt Dringel.

Er werde alle Stallinger-Kaufmann-Werke erhalten und in sie investieren.Große Konkurrenten stecken in argen Finanznöten: Das Sägeimperium von Fritz Klausner stolperte über den Preisverfall in den USA. Nun versucht der Berater Roland Berger den Konzern zu sanieren. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)