Als Robert M. den Zeitungen den Wert seiner Beute entnahm, wurde ihm ein wenig mulmig

Foto: STANDARD/ Regine Hendrich

Wien/Steyr - Robert M. kann bald wieder einmal ins Kunsthistorische Museum gehen und dort die Saliera, das Salzfass des italienischen Bildhauers und Goldschmieds Benvenuto Cellini, bewundern."Ausgezeichnete Führung" erspart ihm die Hälfte seiner fünfjährigen Haftstrafe.

50 Millionen Euro

Bekannt wurde M. als Dieb dieses Kunstwerkes, dessen Wert auf 50 Millionen Euro geschätzt wird. Im Herbst wird der Alarmanlagenbauer vorzeitig aus der Haft entlassen.
Das Landesgericht Steyr bestätigte am Mittwoch eine Meldung der Austria Presse Agentur, wonach der zu fünf Jahren verurteilte Wiener am 20. Oktober freigeht. „Es stehen dem weder spezial- noch generalpräventive Gründe entgegen", hieß es. M. werde eine „ausgezeichnete Führung" bescheinigt, außerdem habe er ein „gesichertes Entlassungsumfeld".

Übers Baugerüst ins Museum

Der damals 47-jährige M. war am 11. Mai 2003 weit nach Mitternacht
über ein Baugerüst ins Kunsthistorische Museum (KHM) eingedrungen, indem er nach oben kletterte und im ersten Stock ein Fenster aufzwängte. Er gelangte zufällig in den Raum, in dem unter einer Vitrine das Renaissance-Kunstwerk ausgestellt war. Der Eindringling nahm die Saliera an sich, begab sich nach Hause und verstaute sie zunächst unter seinem Bett.

Erpresserbriefe an Versicherung


Als er den Zeitungen den Wert seiner Beute entnahm, wurde ihm, wie er später bei der Gerichtsverhandlung aussagte, zuerst ein wenig mulmig. Dann kam er auf die Idee, an die zuständige Uniqa-Versicherung Erpresserbriefe zu richten. Er verlangte zuerst fünf, später zehn Millionen Euro, sonst werde er das Kunstwerk, das er in der Zwischenzeit in einem Waldstück bei Zwettl vergraben hatte, einschmelzen. Bei einer geplanten Geldübergabe veranstaltete M. mit der Polizei eine regelrechte „Schnitzeljagd". Die Beamten, die in Wahrheit nur einen kleinen Teil der geforderten Summe dabei hatten, wurden mit versteckten Botschaften und SMS durch ganz Wien bis in den Wienerwald dirigiert.

Wertkartenhandyverriet ihn

Die Übergabe platzte aber, weil M. der Mut verließ. Die SMS von seinem Wertkartenhandy verrieten ihn aber schließlich. Im Jänner 2006 wurde der Mann anhand von Bildern aus einer Überwachungskamera im One-Shop, wo er das Handy erworben hatte, identifiziert. Letztendlich stellte er sich und führte die Polizei zur Saliera.

Das Salzfass mit den vergoldeten Figuren von Neptun und Tellus wird im Dezember wieder im KHM ausgestellt werden. Auch die alte Alarmanlage wurde inzwischen ausgewechselt. Wächter hatten in der Tatnacht auf den Alarm nicht reagiert, weil es zuvor ständig Fehlalarme gegeben hatte. (simo/ DER STANDARD Printausgabe 14.8.2008)