Warum führt Barack Obama nur mit einem Minivorsprung vor John McCain, obwohl die US-Wähler nach acht Jahren George Bush so genug von der republikanischen Partei haben? Stammwähler der Demokraten - weiße Arbeiter in den industriellen Krisenzonen - können sich immer noch nicht mit Obama anfreunden. Die Hautfarbe spielt da wohl eine Rolle, mehr aber noch sein Image als intellektueller Softie. Und nun die Herausforderung durch die russische Machtpolitik im Kaukasus.

Wem trauen Amerikas konservative Wähler - und Arbeiter sind traditionell besonders konservativ - eher zu, diesem Burschen Putin mal zu zeigen, was Sache ist? Dem Veteranen McCain, der trotz Folterungen in fünf Jahren nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft hart blieb, oder Obama, der ohne Vorbedingungen mit den Feinden der USA reden will?

Für die Europäer ist Obama ein Superstar, für viele Amerikaner eine Art Alien mit einer ausgesprochen unamerikanischen Biografie. Für Europäer ist McCain ein alter Knacker mit einem Hang zur außenpolitischen Konfrontation, für viele Amerikaner eher ein "tough guy", wie er gerade jetzt wieder gebraucht wird. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)