Zappen ist ein Nahtod-Erlebnis, möchte meinen, wer nächtens über den ORF-Spartenkanal TW1 stolpert. "Nehmen Sie Kontakt mit dem Jenseits auf" , gurrt eine auf TV-Wahrsagerin getrimmte Frau und tut so, als ob das etwas recht Normales wäre. Das Warten auf das nächste anrufende Opfer bannt den Blick, das "Medium" von Astro TV starrt auch, aber in die Kamera.

Sie versichert potenziellen Kunden Anonymität bei der Beratung - die danachlive zu hören ist. Offensichtlich ist sie sich der niedrigen Quote bewusst, dass sie das so vollmundig verspricht. Andererseits: Die Gute steht ja mit dem Jenseits in Kontakt, was wieder zweifeln lässt, wie dort "Anonymität" interpretiert wird.

In der Welt der Lebenden - die Eurosport mit Olympia zelebriert - zeigt sich hingegen, dass ein gutes Kommentatoren-Team selbst knochentrockene Disziplinen wie Springreiten unterhaltsam gestalten kann. Ehrliche Freude für die Sieger, Enthusiasmus und das dezente Einflechten von Hintergrundwissen über irische Pferdezüchtungen. Diese Sprecher könnten einem sogar ein Wendy-Abo andrehen.

Bei TW1 hingegen gewinnt das Jenseitige ab zwei Uhr früh an Gestalt: Eine Uralt-Bundesliga-Partie der Saison 95/96 zwischen Sturm Graz und der Austria Memphis (!) Wien lässt verschreckt aufs Datum schauen: Doch, es ist das Jahr 2008. Michael J. Fox hat keinen DeLorean in die Hauseinfahrt geparkt, und digitales Fernsehen wurde schon erfunden. Trotzdem steht hier Fußballer Andi Ogris am Platz und schreit Markus Schopp hinterher.
Hoffentlich schaut sich ÖFB-Teamtrainer Karel Brückner aktuellere Spieler-DVDs an. (hoge/DER STANDARD; Printausgabe, 14.8.2008)