Dandyeske Überlegungen zu "korrekter Kleidung": Einblick in den von Philip Mann gestalteten "Salon".

Foto: Pinie Wang

Mit dem Titel "Mode & Verzweiflung" beziehen sich die Kuratorinnen Brigitte Felderer und Eva Blimlinger auf ein Magazin, das 1978 von der deutschen Band F.S.K. gegründet wurde. Ihnen ging es darum dem oberflächlichen Lifestyle der 1980er-Jahre Tiefe zu geben; Felderer und Blimlinger verfolgen ein ähnliches Ziel. Sie stellen Bekleidung in einen kulturhistorischen Kontext, indem die gesellschaftspolitischen Funktionen von Mode betrachtet werden.

Österreichische Politiker spielen gleich in mehreren Arbeiten eine tragende Rolle: Stephanie Senge hat Schuhe, Krawatten und Hosen von Politikern nachgekauft und diese zu einem Ikebana-Gesteck zusammengebaut. Im Video von Koki Tanaka dienen abgetragene Kleider eines Politikers als Putztücher, mit denen ein repräsentatives Gebäude abgestaubt wird. Welcher Politiker zu den Putzfetzen gehört, lässt sich zwar nicht eruieren, aber dafür hat Blimlingers und Felderers Bilderschau hohen Wiedererkennungseffekt: Obwohl die Gesichter ausgelöscht sind, erkennt man hinter den Trachten, Hochsteckfrisuren und Schleifenblusen jene die Geschicke der Zweiten Republik lenkenden Personen.

Während sich Politiker an den Massengeschmack angepasst haben, hat der selbstbezogene Anarchismus der Dandys bekanntlich einen speziellen Dresscode hervorgebracht: Mit Bezug auf Adolf Loos' Überlegungen zu "korrekter Kleidung" lässt Philip Mann im "Salon" die ideologische Differenz zwischen Realpolitiker und Dandy sichtbar werden. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.8.2008)