Hannover/Wiesloch/Zürich - Gegen den Widerstand des Vermögensverwalters MLP will AWD-Gründer Carsten Maschmeyer aus den zwei Konkurrenten den weltgrößten Finanzdienstleister der Welt schaffen. Nach dem MLP-Einstieg des Schweizer Versicherers Swiss Life, der im März bereits AWD übernommen hatte, sagte Maschmeyer am Donnerstag in Hannover: "Jetzt haben wir die Chance, langfristig unter dem Dach der Swiss Life den größten Finanzvertrieb der Welt mit zwei unabhängigen Marken zu bauen."

Der Schweizer Lebensversicherer hat sich Maschmeyers MLP-Aktienpaket von 26,74 Prozent gesichert. MLP betonte dagegen in Wiesloch, der Einstieg von AWD sei "ohne Absprache oder gar Zustimmung durch die Gremien der MLP" erfolgt.

Die Schweizer unterstrichen, es handle sich nicht um einen feindlichen Übernahmeversuch und warnten MLP vor einer Blockade. "MLP kann letztlich einem Aktionär, der jetzt 27 Prozent der Aktien hält, den Dialog nicht verweigern", sagte Swiss-Life-Chef Rolf Dörig in Zürich. Ein Übernahmeangebot für den Finanzdienstleister sei "derzeit aber kein Thema", eine Zusammenführung von MLP mit AWD nicht geplant. MLP-Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger sah dagegen "keinen Anlass zu einem Dialog mit der Swiss Life über eine Intensivierung der Zusammenarbeit". Eine Kooperation über das bisherige Maß hinaus würde "die Unabhängigkeit und das Geschäftsmodell von MLP nachhaltig gefährden", warnte er.

Kaufpreis: Eine Milliarde Euro

Der Schweizer Lebensversicherer hatte 86 Prozent des unabhängigen Finanzdienstleisters AWD für knapp eine Milliarde Euro gekauft, um seine Stellung in der unabhängigen Finanzberatung mit Schwerpunkt Altersvorsorge in Deutschland weiter auszubauen. Die Familie Maschmeyer will auch ihren Restanteil von 10,46 Prozent an AWD bis Ende 2008 an die Schweizer Mutter veräußern. Deren Anteil steigt damit auf 96,7 Prozent. Die übrigen AWD-Aktionäre will Swiss Life abfinden und AWD dann von der Börse nehmen.

Im Gegenzug will Maschmeyer nach AWD-Angaben bei Swiss Life einsteigen. Bis Mitte 2009 will er demnach an der Börse für insgesamt 300 Mio. Schweizer Franken (185 Mio. Euro) Swiss-Life-Aktien kaufen. Damit werde er rund drei Prozent an dem Unternehmen halten und größter privater Anteilseigner des Versicherers werden.

Die MLP-Aktien hatte Maschmeyer eigenen Angaben zufolge unter anderem von der Berenberg Bank gekauft, die ihren Anteil zuletzt mit gut 10 Prozent angegeben habe. Daneben seien ihm von privaten Investoren MLP-Aktien angeboten worden. Gespräche über eine Kooperation mit MLP habe er bereits vor einigen Monaten auch mit Lautenschläger geführt. "Es gab da auch keine Ablehnung", sagte Maschmeyer. Dagegen betonte Lautenschläger, Vorstand und Aufsichtsrat seien zu dem Ergebnis gekommen, "dass Kooperationen mit AWD keinen Mehrwert für MLP und seine Aktionäre liefern. Diese Einschätzung besteht unverändert weiter." (APA/dpa)