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In Aceh Besar in der Provinz Aceh (Indonesien) wird Geflügel geschlachtet, nachdem bei manchen Tieren in der Region das H5N1-Virus festgestellt wurde (Aufnahme vom 13. August 2008).

Foto: AP/Heri Juanda

London/Djakarta - Bei einer Erkrankung mit Vogelgrippe ist die möglichst sofortige Behandlung der Betroffenen mit "Tamiflu" (Wirkstoff: Oseltamivir/Roche) entscheidend. Die Sterblichkeit der Patienten ist an den Tagen zwei bis sieben nach dem Auftreten der ersten Symptome am höchsten, hat eine Auswertung von 127 Erkrankungsfällen in Indonesien ergeben. Das Land ist jener Staat mit den bisher meisten Erkrankungen an Vogelgrippe bei Menschen. 

Toni Wandra vom indonesischen Gesundheitsministerium und die Co-Autoren analysierten die Begleitumstände von 127 bestätigten H5N1-Infektionen in Indonesien, die zwischen Juni 2005 und Februar 2008 auftraten. Die Untersuchung wurde in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" online publiziert.

Sehr hohe Todesrate

Insgesamt war die Todesrate bei den Erkrankten mit 81 Prozent (103 Opfer) sehr hoch. Beim Eintreffen im Spital (122 Patienten wurden in Indonesien stationär aufgenommen) hatten 121 Patienten Fieber (99 Prozent), 88 Prozent Husten (107) und 103 Kranke (84 Prozent) Atemprobleme.

Zumindest in dem Beobachtungszeitraum gelang es in Indonesien offenbar kaum, Infizierte rechtzeitig - das heißt binnen längstens zwei Tagen nach dem Auftreten von Symptomen - mit dem ursächlich gegen die Erreger-Viren wirkenden "Tamiflu" zu behandeln. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Neuraminidase-Hemmer. Das Medikament wurde von zahlreichen Staaten der Erde, so auch von Österreich, für den Fall einer Influenza-Pandemie eingelagert.

Späte Behandlung

Das Problem: Die durchschnittliche Zeit vom Auftreten von Symptomen bis zur Behandlung betrug in Indonesien sieben Tage. Innerhalb von zwei Tagen wurde überhaupt nur ein Patient behandelt, er überlebte. 36 Prozent der Kranken, die das Arzneimittel binnen zwei bis vier Tagen erhalten hatten, kamen mit dem Leben davon, ebenso 38 Prozent jener Kranken, die das Medikament binnen fünf bis sechs Tagen eingenommen hatten. Nach sieben Tagen betrug die Überlebensrate nur noch 19 Prozent.

Die Autoren: "Eine frühe Identifikation von Erkrankungsfällen und eine frühe Behandlung mit Oseltamivir ist der Schlüssel zur Bekämpfung der hohen Mortalitätsrate bei den Vogelgrippe-Fällen in Indonesien." Allerdings gibt es ein zusätzliches Problem: Die Symptome in der Frühphase der Erkrankung sind recht unspezifisch - was eine rechtzeitige, zielgerichtete Behandlung gegen Vogelgrippe sehr erschwert. (APA)