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Die Premier League Trophy quasi der englische Meisterteller.

Foto:REUTERS/Phil Noble

London - Die englische Fußball-Premier-League geht ab Samstag mit den üblichen vier Top-Favoriten Manchester United, Chelsea, Arsenal und Liverpool in die Saison 2008/09. Die "Big Four" haben sich die ersten vier Liga-Ränge bereits in den vergangenen drei Jahren untereinander aufgeteilt. Kandidat Nummer eins dürfte wieder ManU sein, der amtierende Meister und Champions-League-Sieger geht auf den dritten Titel in Folge los. Es wäre der insgesamt 18. für Manchester, damit würden die Red Devils einmal mehr Geschichte schreiben und mit Rekordmeister Liverpool gleichziehen.

Theater um Cristiano Ronaldo

Die sommerliche Vorbereitung Manchesters war von den Transfergerüchten rund um Superstar Cristiano Ronaldo geprägt. Dass der Portugiese, der aufgrund seiner Knöchelverletzung zumindest den ersten Monat der Saison verpassen wird, mindestens ein weiteres Jahr in Old Trafford zaubern wird, hat die Chancen für die Truppe von Manager Alex Ferguson (22. Amtsjahr bei ManU) auf weitere Erfolge nicht unwesentlich erhöht. "Ich bin zuversichtlich, dass dieses Team den Meistertitel verteidigen kann", meinte Ferguson.

Vergangene Saison hat Ronaldo nicht weniger als 42 Pflichtspieltreffer erzielt. Diesmal sollen Offensivkaliber wie Wayne Rooney, Louis Saha und Carlos Tevez sowie Vielleicht-Neuzugang Dimitar Berbatow Druck von den Schultern Ronaldos nehmen. In der Defensive ist Manchester mit Goalie Edwin van der Sar sowie den Verteidigern Rio Ferdinand, Nemanja Vidic und Patrice Evra bestens bestückt, zudem kehrt Kapitän Gary Neville nach langer Verletzungspause in die Viererkette zurück. Ferguson kann außerdem weiterhin auf die Klasse von Paul Scholes, Owen Hargreaves, Anderson, Nani und Ryan Giggs zählen.

Selbstbewusster Scolari

Chelsea war in der vergangenen Saison der große Herausforderer von Manchester gewesen, in Premier League und Champions League blieb den Londonern von Milliardär Roman Abramowitsch jeweils Rang zwei. Den Unterschied machten im Endeffekt in der Liga drei Punkte und im Europacup-Finale von Moskau ein von Captain John Terry verschossener Penalty aus. Zudem blieb auch im Liga-Cup (Finalpleite gegen Tottenham) nur Rang zwei. Die Erfüllung der Träume soll nun unter Neo-Coach Luiz Felipe Scolari, dem bisherigen Portugal-Teamchef, gelingen, der Brasilianer löste den Israeli Avram Grant ab.

"Ich möchte Chelsea zu einem weltweit geliebten Club machen, wie Barcelona und Manchester United", meinte der "Big Phil" genannte Scolari, der keinesfalls mit Ex-Trainer Jose Mourinho (Meister mit Chelsea 2005 und 2006) verglichen werden möchte. Scolari, mit Brasilien Weltmeister 2002, macht keinen Hehl daraus, dass er Premier League, Champions League, FA-Cup und Liga-Cup an die Stamford Bridge holen möchte. "Wenn alles gut läuft, gibt es keinen Grund, warum wir nicht jeden Bewerb gewinnen könnten", so Scolari, dessen Team mit den beiden portugiesischen Neuen Deco und Jose Boswinga verstärkt wurde.

Jugend bei Arsenal

Arsenal hat bereits drei titellose Saisonen hinter sich. "Ich bin überzeugt, dass sich die Frustration über den verpassten Titel positiv auswirken wird. Das wird uns stärker machen. Wir gehen weiterhin unseren Weg", erklärte Arsenals Manager Arsene Wenger, dessen Truppe stets ganz weit vorne im Rennen um den Schönheitspreis mitmischt. Die "Gunners" verloren im Sommer Gilberto, Mathieu Flamini, Jens Lehmann und Alex Hleb, verpflichteten jedoch mit Samir Nasri immerhin einen prominenten neuen Spielmacher aus Frankreich. "Jung, schnell und technisch herausragend", meinte Wenger über den 21-jährigen Franzosen.

Arsenal setzte auch sonst - gewohntermaßen - auf Jugend und holte den walisischen Teenager Aaron Ramsey und den portugiesischen U21-Mittelfeldspieler Amaury Bischoff. Emmanuel Adebayor konnte von Wenger zum Bleiben überredet werden, der Stürmerstar hat vergangene Saison gleich 30 Treffer beigesteuert. Das Comeback des schwer verletzten Eduardo dürfte noch ein paar Monate auf sich warten lassen.

Reds-Fans warten seit 1990

Die Fans von Liverpool hoffen einmal mehr auf den ersten nationalen Meistertitel seit 1990, Hoffnung macht den "Reds" und ihrem Trainer Rafael Benitez vor allem die Verpflichtung des irischen Teamkapitäns Robbie Keane für 20 Millionen Pfund (25,2 Mio. Euro). Keane soll im Liverpool-Sturm die perfekte Ergänzung zu Europameister Fernando Torres werden, der Spanier hat ja in Wien sein Heimatland zum 1:0-Sieg im EURO-2008-Finale gegen Deutschland geschossen.

"Wir haben den besten Kader, seit ich an die Anfield Road gekommen bin. Zu sagen, dass wir den Titel holen, ist aber unmöglich. Die Premier League ist die beste und schwierigste Liga Europas", versprühte Benitez, seit 2004 im Amt, jede Menge Optimismus und warnte zugleich vor zu hohen Erwartungen. Neben Keane hat Liverpool auch die Defensivleute Philipp Degen und Andrea Dossena verpflichtet, John Arne Riise hat den Club verlassen.

Die ersten Anwärter, die Dominanz der vier Clubs zu durchbrechen, sind Liverpools Lokalrivale Everton, Aston Villa, FA-Cup-Sieger Portsmouth, Liga-Cup-Gewinner Tottenham, Blackburn Rovers, Fulham und Manchester City. Die Aufsteiger heißen West Bromwich Albion, Stoke City und Hull City, sie ersetzen die abgestiegenen Reading, Birmingham City und Derby County. Für die Österreicher-Clubs Middlesbrough (Emanuel Pogatetz) und Wigan Athletic (Paul Scharner) geht es wohl vor allem um den Klassenerhalt. (APA)