Jerusalem - Im Korruptionsfall gegen den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert will der Hauptbelastungszeuge Morris Moshe Talansky nicht erneut aussagen. Er werde nicht zum nächsten Verhandlungstermin vor einem Jerusalemer Gericht nach Israel fliegen, kündigte der US-Geschäftsmann und Spendensammler am Donnerstag in einem Brief an die israelische Generalstaatsanwaltschaft an. Wie israelische Medien berichteten, habe Talansky die Entscheidung getroffen, nachdem als Folge seiner Aussagen in Israel auch in den USA ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eröffnet worden sei.

Kreuzverhör

Talansky hatte zuletzt vor einem Monat fünf Tage lang auf die Fragen der Anwälte Olmerts vor einem Bezirksgericht in Jerusalem geantwortet. Das Kreuzverhör fand vor einem Richter statt, obwohl gegen Olmert noch keine Anklageschrift eingereicht worden ist. Die Staatsanwaltschaft hatte darauf bestanden, weil sie fürchtete, dass der US-Bürger Talansky im Falle eines künftigen Prozesses nicht mehr nach Israel zurückkommen könnte. Der nächste Verhandlungstermin war für den 31. August angesetzt.

Über die Folgen der Aussageverweigerung des Hauptzeugen herrscht Unklarheit. Olmerts Anwälte zeigten sich "völlig überrascht" und erklärten, man habe noch nicht über den nächsten Schritt entschieden. Die Staatsanwaltschaft hofft ihrerseits, dass Talansky doch später aussagt. Olmert wird verdächtigt, innerhalb von 15 Jahren rund 150.000 Dollar von Talansky angenommen zu haben. Gegen ihn wird auch wegen Spesenbetrugs in großem Stil ermittelt. Angesichts der schweren Vorwürfe hat Olmert seinen Rücktritt für Mitte September angekündigt. Der Regierungschef hat wiederholt seine Unschuld beteuert. (APA/dpa)