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Alexander Van der Bellen und Peter Westenthaler im September 2006. Ingrid Turnher wird auch heuer die TV-Duelle moderieren. Den Anfang machen FPÖ gegen BZÖ am 22. August, 21.15 Uhr auf ORF 2.

Foto: AP/Punz

Die Fernsehauftritte der Spitzenkandidaten sind in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen, sind Politologen und Meinungsforscher überzeugt. "Die TV-Debatten haben im Wahlkampf eine größere Bedeutung als alle anderen Kommunikationsmaßnahmen",
glaubt Wolfgang Bachmayer. Kaum zu toppen sei die Reichweite, die die Politiker etwa mit den ORF-Auftritten erzielen.

Der Politologe Peter Filzmaier rechnet mit mindestens 500.000 Zusehern pro Diskussion - beim Duell der Kanzlerkandidaten könne seiner Meinung nach die Millionengrenze überschritten werden. "Hinsichtlich der Massenwirksamkeit sind die Duelle im Ranking der
Wahlwerbung ganz oben einzureihen", so Bachmayer.

Mobilisierung

Die Fernsehdiskussionen dienen vor allem dazu, die eigenen Anhänger und Unentschlossene zu mobilisieren, sagt Filzmaier. Die Gegenseite werde man mit Hilfe eines TV-Duells nicht überzeugen können, da es mehr um Sympathie und die Sprache der Bilder, also um den optischen Gesamteindruck, die Gestik und Haltung der Politiker geht, als um die inhaltliche Auseinandersetzung. "Die nonverbalen Eindrücke sind ungeheuer entscheidend", ist Bachmayer überzeugt. Das Fernsehen biete eine gute Plattform, um den Wählern die
Persönlichkeit der Kandidaten näher zu bringen. "Keine Partei könnte es sich leisten, auf diese Plattform zu verzichten", konstatiert Filzmaier.

Dass sich die Entscheidung, wer im Fernsehduell der bessere Kandidat war, direkt auf das Wahlverhalten auswirkt, glauben die Experten aber nicht. Im Gegensatz zu den Präsidentenwahlen in den USA, bei denen der Präsident als Person gewählt wird, entscheidet sich der Wähler hierzulande schließlich für die Parteizugehörigkeit
des Kandidaten. In den USA ist daher die Wirkung der TV-Debatten größer, weil die Persönlichkeit der Kandidaten mehr entscheidet.

Gefahr eines Imageschadens

Größer als der Benefit sei laut Filzmaier die Gefahr eines Imageschadens, etwa durch einen Blackout. Der Politologe verweist auf eine TV-Diskussion aus dem Jahr 1976 zwischen Jimmy Carter und Gerald Ford, der die Wahl vor allem deshalb verloren haben soll, weil er
beim Fernsehauftritt ein Blackout beim Thema Außenpolitik hatte. Ford betonte damals auch auf mehrmaliges Nachfragen, Osteuropa sei nicht von der Sowjetunion dominiert. Die Zuschauer bemerkten den Fehler während der Debatte gar nicht, erst als er am nächsten Tag von den Medien thematisiert wurde, erklärten die Zuschauer Ford zum Verlierer der Debatte. Daher sei auch die Nachberichterstattung einer TV-Konfrontation in den Zeitungen nicht zu unterschätzen, so Filzmaier. (APA)