Washington - US-Präsident George W. Bush hat Russland aufgerufen, seine Truppen aus Georgien abzuziehen. Moskau müsse die Souveränität und territoriale Integrität Georgiens respektieren, sagte Bush am Freitagvormittag vor dem Weißen Haus in Washington. Russland unterstützt die separatistischen Bewegungen in den abtrünnigen georgischen Republiken Südossetien und Abchasien und hatte in den vergangenen Tagen einen großen Teil des georgischen Staatsgebiets besetzt.

Der Ende des Jahres aus dem Amt scheidende US-Präsident betonte in seinem kurzen Presseauftritt zugleich, dass die Vereinigten Staaten kein Interesse an einer konfliktgeladenen Beziehung zu Russland hätten. Der Kalte Krieg sei vorbei, und er hoffe, dass Moskau dies auch so sehe. Auch die deusche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Russland aufgefordert, seine Truppen umgehend aus dem georgischen Kerngebiet abzuziehen. Einige der russischen Aktionen seien unverhältnismäßig gewesen, sagte Merkel am Freitag nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in dessen Sommerresidenz in Sotschi. Zugleich betonte Merkel, dass die internationalen Hilfsorganisationen möglichst rasch Zugang zu den Kampfgebieten erhalten müssten.

Merkel lehnt eine Abkehr von den Beschlüssen des Bukarester Nato-Gipfels trotz der Krise in Georgien ab. Georgien und die Ukraine sollten Mitglieder des Militärbündnisses werden, der Zeitpunkt sei aber offen, sagte Merkel am Freitag nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in Sotschi. Vor allem US-Präsident George W. Bush hatte schon im April in Bukarest auf eine rasche Aufnahme der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken in die Nato gedrängt, er scheiterte damit aber unter anderem am deutschen Widerstand. Im Gegensatz zur US-Regierung und Teilen der EU lehnt die deutsche Regierung einen Konfrontationskurs mit Russland ab. Anstelle öffentlicher Schuldzuweisungen hofft Merkel auf eine Lösung im Dialog mit Russland. Am Sonntag will die Kanzlerin in die georgische Hauptstadt Tiflis reisen und dort zu Gesprächen mit Präsident Micheil Saakaschwili zusammentreffen. (APA/Reuters)