Bis in die Sendezeit der "ZiB 2" hinein kündigte der ORF Mittwoch einen Beitrag über die Krone als "Wahlhelfer" für diese Nachrichtensendung an. Allein: Er kam nicht. "Ich habe das mit Überraschung realisiert", kommentiert LIF-Chefin Heide Schmidt den verschwundenen Beitrag, für den sie interviewt wurde.

Sie und das LIF haben schon einige Erfahrung mit der "Krone" - als Wahlverhinderer, nicht -helfer. Derzeit wirbt das Kleinformat mit voller Kraft für Werner Faymann, den neuen SP-Chef und langjährigen Intimus von Herausgeber Hans Dichand.

TV-Chefredakteur Karl Amon habe den Beitrag gestoppt, hieß es. Amon rief nicht zurück. Ein ORF-Sprecher erklärt am Fretiag das Verschwinden auf STANDARD-Anfrage so: Der Beitrag (von zwei erfahrenen "ZiB"-Redakteuren) sei "nicht rechtzeitig fertiggeworden". Er werde kommende Woche gesendet. ORF-Kommunikationschef Pius Strobl hatte noch vor zwei Wochen erklärt: Die "Krone bestimmt "noch nicht", wer Kanzler wird, und das "weil's uns gibt".

ORF: Keine Einflussnahme von Außen

Am Samstag erklärte der ORF in einer Aussendung, dass es "in der gegenständlichen Angelegenheit 'Beitrag zur Medienmacht Krone' weder eine Intervention noch eine andere versuchte Einflussnahme von außen gab". Wann ein geplanter Beitrag gesendet werde, würden "ausschließlich die zuständigen Strukturen der ORF-Informationsdirektion im Rahmen ihrer inhaltlichen Verantwortung" entscheiden, das Nachrichtenmagazin"profil" berichtet von einer Intervention durch die SPÖ. 

Morak: Fayman habe auch OFR auf SPÖ-Linie gebracht

ÖVP und Opposition liefen dennoch Sturm. Franz Morak, Mediensprecher der Volkspartei, erklärte via Presseaussendung, nun sei "klar, Faymanns Berater (Karl, Anm.) Krammer hat nun auch den ORF auf SPÖ-Linie gebracht und das mit voller Rückendeckung von ORF-General (Alexander, Anm.) Wrabetz". Damit würden Wrabetz und Krammer, der auch SP-Vertreter im ORF-Stiftungsrat ist, die Unabhängigkeit des ORF "aufs Spiel" setzen, so Morak. Er habe "von Anfang an vehement gewarnt", dass das Engagement des Leiters des SP-Freundeskreises im Stiftungsrat, Krammer, als SPÖ-Wahlkampfberater und SPÖ-Listenkandidat "höchst problematisch sei".

Grüne verlangen lückenlose Aufklärung

Der ORF-Sprecher der Grünen, Dieter Brosz, verlangte eine "lückenlose Aufklärung". Von Faymann will Brosz wissen, ob es von diesem selbst oder aus seinem Umfeld zu entsprechenden Interventionen gekommen ist. FPÖ-Generalsekretär Harals Vilimsky meinte, das Motto am Küniglberg dürfte offenbar "Sie wünschen - wir spielen nicht" sein. Faymann dürfe "ein nordkoreanisches Verständnis von Medienarbeit" haben, so der FP-Abgeordnete. Und BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz sprach vom "nächsten Medienskandal bei der SPÖ". Der "selbst ernannte Saubermann" Faymann würde einen "schmutzigen Wahlkampf" führen.

Faymann weist Vorwürfe zurück

Im Büro von Faymann wurden die Vorwürfe zurückgewiesen: "Das ist einfach lächerlich und schlägt in die gleiche Kerbe wie der Inseraten-Vorwurf", sagte die Sprecherin Faymanns gegenüber der APA. Diese Vorwürfen würden sich nicht nur an Faymann und die SPÖ richten, sondern würden auch noch dazu den Medien unterstellen, sich bestechen zu lassen. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 16./17.8.2008, APA, erzänzt am 16.8.2008)