Wien - "Mir sind da zu viele Beamte, Gewerkschafter und Langzeitpolitiker", sagt Volker Plass: "Es würde den Grünen nicht schaden, zumindest einen Abgeordneten zu haben, der aus der Privatwirtschaft kommt." Einen geeigneten Kandidaten hat der Grafikdesigner aus Wien-Neubau auch schon bei der Hand: sich selbst.
Plass ist nicht nur "stolzes Ein-Mann-Unternehmen" . Als Sprecher der grünen Wirtschaft, einer Vorfeldorganisation der Partei, hat der 43-jährige dafür gesorgt, dass die Grünen heute in sämtlichen Wirtschaftskammern vertreten sind. Nun will er auch ins Parlament: Beim Bundeskongress am 7. September wird er sich für einen der vorderen Plätze auf der Wahlliste bewerben, die einen Einzug in den Nationalrat verheißen.

Die an die 400.000 Mikrounternehmen in Österreich hätten so gut wie keine Lobby. "Da braucht es nicht nur einen Wirtschaftsprofessor im Nationalrat, sondern Leute, die im Wettbewerb stehen" , sagt Plass zum Standard: "Die Grünen laufen Gefahr, ein Klub aus Elfenbeinturmbewohnern zu werden."

Verhindern will er das mit klaren Ansagen. Plass plädiert für eine schwarz-grüne Koalition. Ein Grund: "Die ÖVP zeigt mehr Innovationsbereitschaft als in der SPÖ, und sie ist resistenter gegen Populismus" , meint er: "Die Schwarzen wollen das Land verändern, oft auch in die falsche Richtung. Aber sie scheuen sich nicht davor, unbequeme Dinge anzupacken."

Seine Chancen schätzt Plass als intakt, aber "unter 50 Prozent" ein, zumal ihn routinierte Konkurrenten erwarten. Für größeres Gedränge sorgt auch der Parteichef selbst. Alexander Van der Bellen wird nicht auf der Wiener Liste antreten, die kommenden Sonntag gewählt wird, sondern auf der Bundesliste. Womit bereits ein Platz fix vergeben ist. (jo/DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2008)