Ein solcher Kommentar ist keine leichte Übung. Was soll einem zu diesem Mann noch einfallen? Seit gefühlten 50 Jahren schimpft Jörg Haider über die "Altpolitiker", dabei ist er längst selbst der Älteste der Alten. Der Spruch vom "Wiener Saustall", den er ausmisten will, das Robin-Hood-Getue, das ewige Gesudere über den "Rotfunk" ORF: Würden seine früheren Frisuren heute nicht als schwere Modeverbrechen gelten, man könnte im Fernsehen locker ein paar Uraltaufnahmen Haiders einspielen, und niemand würde einen inhaltlichen Unterschied merken.

Außerhalb des Stammlandes Kärnten ist das BZÖ völlig ohne Belang. Die Orangen können den Wählern nichts anbieten, was diese nicht bei potenteren Parteien bekämen. Steuersenkungen? Will doch jeder. Ausländerhetze? Macht die FPÖ viel besser. Liberalismus? Das BZÖ weiß doch nicht einmal, was das ist.

Aber ums Politikmachen im eigentlichen Sinn geht es den Orangen wohl gar nicht. Treibstoff der Minipartei ist eine Melange an Eigeninteressen. Haider will keinen Platz im Parlament, er sucht eine Bühne für ein paar Monate. Im März 2009 möchte er als Kärntner Landeshauptmann wiedergewählt werden, da kommt jeder Auftritt recht. Anderen Mitstreitern mag eher das wirtschaftliche Wohlergehen am Herzen liegen - so schlecht ist ein Nationalratssitz nicht bezahlt.

Vor allem aber spielen Eitelkeit und Sucht nach Rampenlicht eine Rolle. Es sind persönliche Egotrips, die mit Haider und Ex-Volksanwalt Ewald Stadler nun sogar zwei Ex-Feinde zusammenführen, die sich gegenseitig der Zerstörung der eigenen Partei bezichtigt hatten. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2008)