Wer wissen will, warum sich Barack Obama in den Umfragen gegen John McCain so schwertut, der muss nur auf die Sachbuch-Bestsellerliste der New York Times schauen. Dort hat diese Woche sofort nach Erscheinen ein Werk Platz eins erklommen, das nur einen Zweck verfolgt: alle bösartigen Gerüchte über den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten zusammenzutragen und so seine Wahl zu verhindern.

Der Autor, Jerome Corsi, hat auf diesem Gebiet schon Erfahrung. Vor vier Jahren verfasste er gemeinsam mit einem Vietnam-Veteranen ein ähnliches Machwerk über John Kerry. Unfit for Command wurde von den Kritikern zwar verrissen, trug aber dazu bei, dass Kerry in der Öffentlichkeit nicht als Kriegsheld, sondern als Weichei und Heuchler dastand.

In The Obama Nation verunglimpft er Obama als egozentrischen Showstar, geheimen Muslim, Terroristenfreund und antiamerikanischen Linksextremisten. Die Fakten sind schon von zahlreichen konservativen Blogs bekannt, aber Corsi fügt sie so zusammen, dass jeder Leser beim Gedanken erschaudern muss, Obama könnte ins Weiße Haus einziehen.

Es ist wohl kein Zufall, dass das Machwerk von der prominenten Bush-Beraterin Mary Matalin herausgegeben wird: Das republikanische Establishment weiß, wie nützlich solche propagandistischen Scharfschützen sind.

Allzu eng will das McCain-Lager aber wohl nicht mit dem Erfolgsautor assoziiert werden. Der 61-jährige Publizist kann zwar auf ein Doktorat in Politikwissenschaften der Havard University verweisen, mit seinen Ansichten aber steht er an jenem rechtsextremen Rand der US-Politik, bei dem selbst Republikaner die Nase rümpfen: Seine Kommentare in Magazinen und Webseiten sind offen antikatholisch, antisemitisch, fremdenfeindlich und rassistisch. Der Islam, so schreibt er, sei eine "satanische Religion".

Krause Verschwörungstheorien vertritt Corsi: Die Bush-Regierung wolle die USA in einer "Nordamerikanischen Union" aufgehen lassen; die Energievorräte der Welt seien unbegrenzt, weil die Erde ständig neues Erdöl produziert. Er behauptet, der Iran hätte sich die Unterstützung der Demokraten für ihr Atomprogramm gekauft.

Corsi brachte sich auch als Präsidentschaftskandidat einer Rechts-außen-Partei ins Spiel. Er liebäugelte kurze Zeit mit einer Kandidatur für Kerrys Senatssitz in Massachusetts, bis seine zweite Frau Monica ihr Veto einlegte. Ein kluger Schritt der Dame: Als Politiker hätte es ihr Mann wohl nie so weit gebracht wie als Buchautor. (Eric Frey/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.8.2008)