Innsbruck - Zweimal pro Tag sei ein Müllzug von Neapel über den Brenner nach Deutschland unterwegs, für täglich zwei Fahrten seien die Bahntrassen für Mülltransporte von den Österreichischen Bundesbahnen "gemietet worden", bestätigt ÖBB-Sprecherin Gudrun Czapka dem Standard nach diversen Medienberichten. Derzeit stehen die stinkenden Wägen mit Müll aus Neapel aber am Brenner am Wartegleis. Denn besonders oft seien bei diesen Müllzügen die Bremsen defekt. Deshalb heißt es Warten an der Grenze zu Österreich. Defekte Bremsen auf der Fahrt durchs Tiroler Wipptal könnten gefährlich sein.
Die Kontrollen am Brenner würden von den ÖBB "genauestens durchgeführt", bei jedem Zug, das sei ein ganz normaler Vorgang. Wenn technische Mängel bei einem Zug festgestellt werden, dann würden die kaputten Waggons sofort aus dem Verkehr gezogen.
Private Transportfirma
Die Mülltransporte von Neapel nach Deutschland würden allerdings nicht von den ÖBB oder von der italienischen Bahn durchgeführt, sagt Czapka. Die Abfalltransporte führe die Firma TX Logistik durch, eine private Firma aus Deutschland.
Ein Vertreter von TX Logistik sei auch bei den Begehungen mit ÖBB-Experten am Brenner dabei. Dass die Firma die österreichischen Sicherheitsbestimmungen nicht kenne und versuche, mit defekten Waggons durch Österreich zu fahren, ist für die Sprecherin der ÖBB undenkbar. TX Logistik habe Firmenableger in Österreich, der Schweiz und Schweden, also seien die geforderten Sicherheitszertifikate in den jeweiligen Ländern verfügbar.
Maria Scheiber von den Tiroler Grünen fordert Italien unterdessen auf, keine technisch mangelhaften und für den Transport von Müll ungeeigneten Waggons mehr auf die Reise zu schicken. "Und den Menschen entlang der Route darf dieser Gestank und Verwesungsgeruch nicht länger zugemutet werden", kritisiert Scheiber den "Mülltourismus". Bis zum 21. August sollten aber ohnehin keine Müllzüge mehr über den Brenner fahren, wegen der italienischen Ferienzeit. Ob auch schon andere Bahntrassen nach oder durch Österreich für Mülltransporte reserviert worden sind, konnte Czapka am Freitag nicht sagen. (Verena Langegger/DER STANDARD-Printausgabe, 16.8.2008)