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Metallkonzerne wie OMK, den Premier Wladimir Putin besuchte, kämpfen mit hohen Rohstoffpreisen. Schuld sind Monopole auf dem Markt, so Putin.

Foto: AP/Ria Nowosti

Der russische Kohlekonzern Mechel hat seine Monopolstellung ausgenutzt, um die Preise für Kokskohle in die Höhe zu treiben. Zu diesem Schluss ist das russische Kartellamt FAS nach Abschluss seiner Untersuchungen gekommen. Der von Premierminister Wladimir Putin scharf kritisierte Konzern muss nun eine Strafe zahlen und seine Preise senken.

Dabei kommt Mechel zu Gute, dass das Unternehmen mit den Behörden kooperiert und die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt hat. "Wir werden das bei der Festlegung der Strafe berücksichtigen: Die Strafe wird unterdurchschnittlich ausfallen", sagte FAS-Chef Igor Artemjew am Donnerstag. Die Strafe werde ein bis 15 Prozent vom Jahresumsatz der verkauften Kokskohle betragen. Dazu kommt soll noch eine Preissenkung um 30 Prozent kommen, berichtete Wedomosti.

Gut weggekommen

Berechnungen von Analysten zufolge wird die Strafe, die in zehn Tagen von der FAS festgesetzt wird, rund 200 Millionen US-Dollar ausmachen. Auf 600 Millionen US-Dollar wird der Umsatzentgang geschätzt. Damit ist der in New York notierte Kohlekonzern laut Analysten noch einmal gut weggekommen. "Wenn die Strafe und die Preissenkung die einzigen Konsequenzen für Mechel sind, dann wird das Unternehmen weniger in Mitleidenschaft gezogen als erwartet", urteilen die Analysten der Investmentbank Unicredit Aton.

Nachdem Putin Mechel und dessen Chef Igor Sjusin die Ausnutzung einer Monopolstellung und Steuerhinterziehung vorgeworfen hatte, war die Sorge groß, dass hinter der Attacke politische Motive stehen könnten. Mechel, der größte russische Kohlelieferant für die Stahlindustrie, büßte innerhalb von drei Handelstagen die Hälfte seines Marktwertes ein - rund acht Milliarden US-Dollar.

Konkurrenz noch ausständig

Ausständig sind noch die Ergebnisse der FAS-Untersuchungen bei den Mechel-Konkurrenten Raspadski Ugol und Roman Abramowitschs Stahlkonzern Evraz. Analysten gehen jedoch davon aus, dass die verordnete Preissenkung nicht nur die gesamte Kohlebranche, sondern auch die Stahlproduzenten treffen wird.

Russland kämpft gerade gegen eine rasant steigende Teuerung. Die russische Regierung hob Ende Juli die Inflationsprognose von 10,5 auf 11,8 Prozent an. Putin macht unter anderem die Monopolbildung am russischen Markt für die hohen Preise verantwortlich. Russische Medien spekulieren darüber, dass als nächstes dem Einzelhandel und der Chemieindustrie Untersuchungen der Wettbewerbsbehörde FAS ins Haus stehen könnten. (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.2008)