Wien - Die Mayr-Melnhof Karton AG (MMK) ist einen Schritt weiter bei ihrem Eigenstromprojekt am Standort Frohnleiten. "Wir haben vor einigen Tagen einen positiven Umweltverträglichkeits-Bescheid bekommen", sagte MMK-Chef Wilhelm Hörmanseder dem Standard.

Kommt es zu keinen Einsprüchen, könne MMK mit der Einarbeitung der UVP-Auflagen in die Konzeption der mit rund 200-Millionen Euro veranschlagten Verbrennungsanlage zur Erzeugung von Dampf und Strom in etwa acht Wochen beginnen. Auch die Gespräche mit Lieferanten für Brennstoffe würden dann aufgenommen.

Erstklassige Bonität

"Die Bonität der Lieferanten muss erstklassig sein, denn sie müssen garantieren können, dass das Zeug kommt und wenn es nicht kommt, Kompensation zahlen", erklärt Hörmanseder.

"Das Zeug" ist sortierter Industrieabfall, (vor allem Restholz und Plastik), der mit Restfaserstoffen aus der MMK-Produktion zur Energiegewinnung am größten MMK-Standort verbrannt werden soll. "Es ist keine Müllverbrennung", betont der MMK-Chef. Die Anlage werde so konzipiert, dass sie eine Kartonproduktion von über 500.000 Tonnen energetisch versorgen könne. Derzeit werden in Frohnleiten jährlich über 400.000 Tonnen Karton produziert.

Wird der UVP-Bescheid demnächst rechtskräftig, könnte die Bauvergabe Ende 2008 erfolgen, die Finanzierung sei noch offen.

Die schwächere Konjunktur will das Unternehmen für Zukäufe nutzen. Die Preise seien nun niedriger, die Konkurrenz durch Private-Equity-Firmen geringer. MMK habe "drei heiße Kandidaten" im Visier, mit einem Zukauf sei daher in absehbarer Zeit zu rechnen.

Mit einer Nettoliquidität von 290 Mio. Euro ist MMK laut Hörmaseder "von der Finanzierung her inflationsresistent und nicht von Zinsen abhängig".

Konjunkturdelle hinterlässt Spuren

Die Konjunkturdelle hat allerdings auch Spuren bei MMK hinterlassen: im ersten Halbjahr stieg der Umsatz zwar mengen- und preisbedingt um knapp sieben Prozent auf 895 Mio. Euro, das operative Ergebnis gab aber um 6,1 Prozent auf 80,3 Mio. nach und lag damit deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Die MMK-Aktie reagierte mit einem Abschlag von knapp drei Prozent auf 52,25 Euro.

Rund die Hälfte des Ergebnisrückgangs sei auf die Schließungskosten des bulgarischen Werks Nikopol zurückzuführen, die Schließung sei aufgrund der aktuellen Konjunkturschwäche zur Reduktion der Fixkosten erfolgt. Die dort angesiedelte Gipskartonproduktion soll aber im slowakischen Kosice fortgeführt werden.

Um das Kartonpreisniveau zu halten, habe MMK im zweiten Quartal auch tageweise große Kartonmaschinen stillgelegt, auch im dritten Quartal sei mit selektiven Stillständen zu rechnen. Die Rohstoff- und Energiepreisanstiege wolle MMK mit einer bei den Kunden bereits angekündigten Kartonpreiserhöhung um sieben bis acht Prozent abfangen. Im Bereich Packaging habe MMK die Kostensteigerungen durch Produktivitätszuwächse bisher abfedern können.

Ergebnisausblick gab es keinen, die "dynamischen Dividendenpolitik" werde aber fortgeführt. (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2008)