Wien - Nachdem eine Gruppe deutscher und österreichischer Banken unter Führung der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich am Wochenende einer Überbrückungsfinanzierung zugestimmt haben, wird nun an einem Sanierungskonzept für die in Groß-Enzersdorf beheimatete Frenzel Austria Frost GmbH getüftelt. Laut Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, hätten die 400 geschädigten Bauern dabei ganz gute Karten. Dies vor allem deshalb, weil "eine Überprüfung des Vertrages mit Iglo ergeben hat, dass die Herkunftsbezeichnung ‚Aus dem Marchfeld‘ Iglo in Zukunft nicht mehr exklusiv für sich verwenden kann" . Auch die Haftungsübernahme durch das Land Niederösterreich über 1,5 Mio. Euro spricht für eine Weiterführung. Mit Iglo werde versucht, wieder zu einem guten Verhältnis zu kommen, wie Schultes meint.

Finanzinvestor bevorzugt

Laut der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus gibt es 22 Interessenten, wobei Firmenchef Volkmar Frenzel einen Finanzinvestor bevorzugen würde.
Die betroffenen Bauern, die großteils in einer Art Gläubigergemeinschaft namens Erzeugerverein Tiefkühlgemüse (TGM) formiert sind, warten auch darauf, dass die 2,5 Millionen ausgezahlt werden, die ihnen noch aus der Pleite im Jahr 2005 zustehen. Damals wurde das Werk von der Vorarlberger 11er Nahrungsmittel an das deutsche Tiefkühlunternehmen Frenzel um 7,6 Mio. Euro verkauft. In der Folge belieferte Frenzel aus dem Werk weiterhin die Marke Iglo. Diese wiederum wurde von Unilever an den Investmentfonds Permira verkauft.

Straffe Finanzinteressen

Laut Einschätzung von Schultes hätten die straffen Finanzinteressen von Permira die jetzige finanzielle Schieflage der Frenzel Austria Frost entscheidend verursacht; ebenso wie die gestiegenen Energiekosten. Austria Frost beschäftigt 360 Mitarbeiter; Frenzel ist in Deutschland drittgrößter Hersteller von Tiefkühlgemüse und setzte 2007 157 Mio. Euro um. (ruz, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2008)