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Der damalige Erste Sekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Alexander Dubcek.

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Prag - Der tschechoslowakische Reformpolitiker Alexander Dubcek ist Symbolfigur des Prager Frühlings. Aber auch andere Persönlichkeiten hatten eine bedeutende Rolle in der Demokratie-Bewegung in der kommunistischen Tschechoslowakei 1968. Die Hauptfiguren im Porträt:

Alexander Dubcek: Die Symbolfigur der Demokratie-Bewegung in der kommunistischen Tschechoslowakei 1968, die das Ziel eines "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" verfolgte. Als ein wenig bekannter slowakischer KP-Funktionär wurde er im Jänner 1968 an die KP-Spitze anstatt des unpopulären Antonin Novotny gewählt, womit der "Prager Frühling" eigentlich begann. Zum Hoffnungsträger wurde er vor allem dank seiner menschlichen Qualitäten. Als Politiker war Dubcek wenig erfolgreich: die Kritiker warfen ihm Unentschlossenheit, Schwäche und zu große Vorsicht vor.

Die Warschauer-Pakt-Invasion vom 21. August 1968 machte ihn zum Helden im Land sowie im Ausland. 1969 wurde er jedoch auf Druck Moskaus von der KP-Spitze beseitigt und 1970 aus der Partei ausgeschlossen. In die Politik kehrte er erst nach dem Fall des Kommunismus 1989 zurück - als Parlaments-Präsident. Er kämpfte dann um die Aufrechterhaltung des gemeinsamen tschechisch-slowakischen Staates. 1992 starb er an Folgen eines Verkehrsunfalls.

Ludvik Svoboda: In der Zeit des "Prager Frühlings" war er Staatspräsident. In diese Position wurde er im März 1968 als pensionierter Armee-General gewählt. Mit Dubcek bildete Svoboda im Frühjahr 1968 ein Tandem. "Dubcek - Svoboda, to je nase obroda" ("Dubcek - Svoboda, das ist unsere Erneuerung") war eine der Parolen der Demokratie-Bewegung. Als Offizier, der sich an der Seite der sowjetischen Truppen an der Befreiung der Tschechoslowakei 1944-45 beteiligte, genoss Svoboda starkes Ansehen in Moskau.

Diese Autorität nutzte er auch unmittelbar nach dem 21. August 1968, als die Sowjets versuchten, in Prag eine "Arbeiter-Bauern-Regierung" zu installieren. Svoboda stellte sich strikt dagegen. Moskau respektierte das schließlich und wich von diesem Plan ab. Nach der Absetzung Dubceks blieb Svoboda im Präsidenten-Amt, allerdings hatte er praktisch keine realen Vollmachten - die "normalisierte" KP mit Gustav Husak an der Spitze regierte. Svoboda wurde 1975 aus Gesundheitsgründen von der Staatsspitze abgesetzt und 1979 starb er.

Oldrich Cernik: 1968 als Chef der tschechoslowakischen Regierung tätig, der die Wirtschaftsreformen durchsetzen wollte. Nach der Warschauer-Pakt-Invasion vom 21. August 1968 wurde er mit Dubcek und anderen reformgesinnten KP-Vertretern nach Moskau geschleppt. An der Regierungsspitze blieb er bis 1970, im selben Jahr wurde er aus der KP als "Revisionist" ausgeschlossen. Nach dem Fall des Kommunismus 1989 kehrte er kurz in die Politik zurück - 1990 und 1991 war er Vorsitzender des Verbandes der Städte und Gemeinden. 1994 starb er an den Folgen von schweren Verletzungen, die er bei einem Verkehrsunfall erlitten hatte.

Josef Smrkovsky: In der Zeit des "Prager Frühlings" Parlamentspräsident, der vor allem die politischen Reformen vorantrieb. Zuvor langjähriger KP-Funktionär. In der kommunistischen Bewegung engagierte er sich schon in den 30er Jahren. Nach politischen Schauprozessen in den 50er Jahren verbrachte er vier Jahre im Gefängnis, später wurde er rehabilitiert. 1968 zählte er zu dem Reformflügel innerhalb der KP. Bereits 1969 wurde er von allen Partei- und Staatsämtern abberufen und als "Revisionist" aus der KP ausgeschlossen. 1974 starb er im Alter von 62 Jahren.

Cestmir Cisar: Die einzige noch lebende Hauptfigur des "Prager Frühlings" - nun 88 Jahre alt. In der damaligen Zeit war er Sekretär des KP-Politbüros, der als intellektueller und sehr begabter Mensch vor allem unter den Studenten populär war. "Cisar na Hrad" ("Cisar auf die Burg") riefen im März 1968 die Studenten, die ihn als Staatspräsidenten haben wollten ("Cisar" bedeutet übersetzt "Kaiser", Anm.). Als Vertreter des Reformflügels innerhalb der KP wurde er 1970 aller Ämter enthoben und aus der KP ausgeschlossen. Nach dem Fall des Kommunismus 1989 kehrte er in die Politik zurück - 1991-92 war er ständiger Vertreter der Tschechoslowakei beim Europarat in Straßburg.

Frantisek Kriegel: In der Zeit des Prager Frühlings KP-Politbüromitglied und Chef der Nationalen Front (Dachverband der nicht-kommunistischen Parteien und verschiedenen Organisationen, Anm.). Kriegel, von Beruf Arzt, wurde vor allem dadurch bekannt, dass er als einziger der im August 1968 nach Moskau verschleppten Politiker es ablehnte, die sogenannten Moskauer-Protokolle (die praktisch das Ende der Demokratie-Bewegung bedeuteten, Anm.) zu unterzeichnen.

Außerdem stimmte er als Parlamentsabgeordneter gegen die Ratifizierung des von Moskau aufgezwungenen sowjetisch-tschechoslowakischen Vertrages über den "vorübergehenden Aufenthalt der sowjetischen Truppen " in der Tschechoslowakei. Kriegel wurde 1969 unter den ersten Reformpolitikern aus der KP ausgeschlossen und aller politischen Ämter enthoben. Er starb 1979. (APA)