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Die Formel-3-Piloten durften im Hafen von Valencia bereits aufs Gaspedal treten.

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Valencia - Mit dem Grand Prix von Europa am Sonntag in Valencia beendet die Formel 1 ihre Sommerpause und betritt wieder einmal Neuland. WM-Leader Lewis Hamilton und seine Kontrahenten fahren erstmals auf dem neuen, 5,44 km langen Stadtkurs, der im Hafengebiet der drittgrößten spanischen Metropole angelegt worden ist und das Zeug zum Klassiker haben könnte. Einer der spektakulärsten Teile der Strecke ist eine 140 m lange und 18 m breite Hängebrücke, die normalerweise den Schiffen die Zufahrt zum Hafen ermöglicht.

Wirklich neu wird die Strecke aber für wenige Piloten sein. Viele haben zumindest bereits virtuelle Runden gedreht, denn die meisten Teams verfügen über Computer-Simulatoren, dank derer das Fahren über die Rennpiste fast identisch nachgeahmt werden kann. In dem nunmehrigen Formel-1-Areal war 2007 der Hafen der America's-Cup-Segler beheimatet gewesen. Im Rahmen dessen hatte das McLaren-Mercedes-Team sein 2007er-Auto in Valencia präsentiert und dabei gleich die Gelegenheit für einen kleinen Test genutzt. Hamilton und sein damaliger Teamkollege Fernando Alonso (jetzt Renault) waren damals von tausenden Fans bejubelt worden.

Grand Prix von Europa

Das Rennen heißt Grand Prix von Europa, da Spanien mit dem Lauf in Montmelo nahe Barcelona bereits im Kalender vertreten ist. Vor Valencia war der deutsche Nürburgring traditionell Austragungsort des Europa-GP gewesen. McLaren-Mercedes-Pilot Hamilton führt die WM sieben Rennen vor Schluss mit 62 Punkten an, dahinter folgen Weltmeister Kimi Räikkönen (57) und Felipe Massa (54/jeweils Ferrari). "Dieser Kurs ist sehr, sehr interessant. Er bietet verschiedene Kurvenarten, Bereiche mit langsamen, mittleren und hohen Geschwindigkeiten", meinte Ferraris Technischer Direktor Aldo Costa, den die Strecke vor allem an den Gilles-Villeneuve-Kurs in Montreal erinnert.

Der zweifache Weltmeister Alonso freut sich auf sein bereits zweites Heimrennen in diesem Jahr und die Premiere in Valencia: "Ein neuer Kurs gibt jedem Fahrer die Chance, zu zeigen, was wirklich in ihm steckt." Valencia ist aktuell die einzige Stadt der Welt mit zwei aktiven Formel-1-Strecken. Neben dem neuen Stadtkurs existiert auch die vor allem im Winter sehr oft genutzte Teststrecke Ricardo Torno, auf der Christian Klien im November 2003 seinen ersten Formel-1-Test für Jaguar absolviert hat. Im August 2008 kommt der Vorarlberger als Testpilot von BMW-Sauber in die Stadt des spanischen Fußball-Cupsiegers. Klien meinte über die Vorbereitungen auf das unbeschriebene Blatt Valencia: "Als Fahrer tust du alles, um deine Hausaufgaben vor dem ersten Training fertig zu haben."

Herantasten

Da es Valencia noch auf keinem Computerspiel gibt, hilft sich BMW-Sauber mit Onboard-Kamera-Aufnahmen vom Formel-3-Rennen und GT-Open im Juli, dem einzigen Event, das es bisher in Valencia gab. "So lernt man wenigstens die Kurvenabfolge ein wenig schneller. Im Rennauto brauche ich dazu normalerweise etwa fünf Runden. Dann habe ich die Bremspunkte, die Ideallinie, die heiklen Stellen. Dann tastest du dich zehntelsekundenweise ans Limit heran. Das dauert noch einmal 20 Runden. Bis zum Ende des ersten Freien Trainings sollten sich also alle Fahrer in Valencia wie daheim fühlen", berichtete Klien über den Piloten-Alltag.

Wichtig sei vor allem die Besichtigung. "Am Donnerstag geht jeder Fahrer mit seinen Renningenieuren den Kurs ab. Dort wird die Höhe der Kerbs und jeder Buckel im Asphalt besprochen. Das ist wichtig, denn den Rest des Wochenendes verbringen die Ingenieure nur mehr in der Box und hinter dem Laptop. Da müssen sie wissen, wovon die Fahrer reden", betonte Klien, der Valencia nicht mit Montreal, sondern am ehesten mit Melbourne vergleichen würde. (APA)