Manila/Davao - Nach wochenlangen Kämpfen im Süden des Landes, durch die mehr als 160.000 Menschen zur Flucht gezwungen wurden, hat die philippinische Regierung einen umstrittenen Friedensplan mit den muslimischen Rebellen der Moro-Befreiungsfront (MILF) aufgekündigt. Die Annullierung des im vergangenen Monat unterzeichneten Abkommens sei ein "schmerzhafter Schritt", sagte die Sprecherin von Staatspräsidentin Gloria Macapagal Arroyo am Donnerstag in Manila. Die Präsidentin wolle angesichts der Widerstände von Vertretern der christlichen Bevölkerung im Süden des Landes aber nach einer anderen Lösung suchen. Seit den 1950er-Jahren wurde die systematische Einwanderung christlicher Siedler auf der Insel Mindanao durch die Zentralregierung in Manila gesteuert.
Abkommen sah autonome Provinz vor
Das Abkommen sah die Schaffung einer autonomen muslimischen Provinz auf der Insel Mindanao vor. Die christliche Bevölkerung in der Region hatte heftig dagegen protestiert. Das Oberste Gericht stoppte das als verfassungswidrig beurteilte Projekt Anfang August. Nach der Entscheidung des Höchstgerichts besetzten die Aufständischen mehrere Dörfer in der hauptsächlich von armen Bauern bewohnten Provinz. Die MILF hat schätzungsweise 12.000 bewaffnete Kämpfer und kämpft seit Jahrzehnten für einen unabhängigen muslimischen Staat im Süden der überwiegend katholischen Philippinen. Die Moros, eine Sammelbezeichnung für verschiedene ethnisch verwandte Sprach- und Volksgruppen, leben vor allem auf der Insel Mindanao. 1976 hatte der damalige philippinische Diktator Ferdinand Marcos den 13 Südprovinzen, in denen die Minderheit lebt, eine Autonomie zugesichert.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA hat die US-Regierung ihre Militärhilfe für die Philippinen stark ausgebaut. Die als terroristisch eingestufte Organisation Jemaah Islamiyah hatte einen Stützpunkt auf die Insel Mindanao verlegt. Die Ausbildung der Jemaah-Kämpfer erfolgte seit 1998 in Lagern der MILF. (APA/AFP)