Warschau - Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hofft trotz der scharfen Kritik Russlands am US-Raketenschild in Polen weiter auf "normale" Beziehungen zu dem Nachbarland. "Als eine Geste haben wir Inspektionen (des Stützpunktes mit den Raketen) vorgeschlagen" sagte Sikorski dem polnischen Rundfunk am Donnerstag. Er hoffe, dass die russischen Behörden das Thema Raketenabwehr nicht für eine "Mobilisierung ihrer Öffentlichkeit" ausspielen würden.

"Getöse" russischer Militärs

Äußerungen russischer Militärs bezeichnete der Außenminister als "Getöse" auf "relativ niedriger Ebene." Er hoffe, dass diese Generäle unter politischer Kontrolle blieben. Sikorski will demnächst die Streitfragen mit seinem russischen Ressortkollegen Sergej Lawrow in Polen besprechen. Polen und die USA hatten am Mittwoch in Warschau ein Abkommen über die Errichtung eines US-Stützpunktes mit zehn Abfangraketen im Norden Polens unterzeichnet. Moskau betrachtet den US-Raketenschild als eine Bedrohung und drohte Warschau mit Gegenmaßnahmen. Das Außenministerium in Moskau bezeichnete das Projekt als ein neues Sicherheitsrisiko für Europa. Der russische Vizegeneralstabschef Anatoli Nogowizyn warnte in der vergangenen Woche, mit dem Aufbau von Abwehrraketen gefährde sich Polen selbst und könnte im Ernstfall zum Ziel werden.

Stärkere Bindung zum Westen

Die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" schrieb am Donnerstag: "Die Unterzeichnung des Abkommens über den US-Raketenschild verbindet uns noch stärker mit Amerika und auch mit dem Westen, weil sich seit dem (NATO-)Gipfel in Bukarest (April 2008) auch die ganze NATO dem Schild nicht widersetzt. (...) Geschehen ist gestern etwas Wichtiges. In unserer Geschichte kam es zu einer Wende. Als wir im Jahre 1998 in die NATO aufgenommen wurden, zahlte der Westen Russland für seine stillschweigende Zustimmung einen Preis - die Versicherung, dass in den neuen Ländern des Bündnisses keine amerikanischen Stützpunkte und US-Militärinstallationen entstehen. Gestern ging diese Etappe zu Ende. Wir sind einen Schritt näher an Amerika gerückt und haben uns einen Schritt weiter von Russland entfernt, das nach den letzten Ereignissen in Georgien der Welt zeigte, dass es eine Gefahr für seine Nachbarn darstellt." (APA/dpa)